„Eine ganz hervorragende Suppe liebe Ethel. Die nasse Kälte ist einem doch ziemlich in die Glieder gezogen, da hilft dieser Eintopf wirklich wunderbar!“ versuchst du noch einmal ein Gespräch in Gang zu bringen. Zu deiner großen Enttäuschung erntest du allerdings nur einen verlegenen Blick und ein kurzes „Danke.“ Frustriert schlägst auch du den Blick nieder und kaust fast aggressiv auf einer Kartoffel herum. Du lässt die Stückchen im Mund hin und her wandern, als dir etwas einfällt.
[Dir gelingt ausgezeichnet eine Pflanzenkunde-Probe.]
„Sag einmal, sind das Tobrinambur?“ Etwas irritiert blickt Ethel auf. „Die gibt es doch in dieser Gegend gar nicht, oder?“ fährst du fort. „Baut ihr die selbst an?“ Sie lässt sichtlich irritiert ihren Stickrahmen sinken. „Nein, die haben wir von einem bekannten Händler, der manchmal an die Ostküste reist … nach Tobrien … kennst du dich mit derlei Dingen aus?“ „Ein bisschen …“ räumst du grinsend ein. Das könnte vielleicht doch der Beginn eines Gesprächs werden. „Mein Fachgebiet ist zwar weniger der Ackerbau als mehr die Pflanzenkunde, aber wir hatten daheim einen eigenen kleinen Acker. Meine … ähh … Mutter hat immer mal wieder versucht, diese Art der Süßkartoffeln zu pflanzen. Es ist aber nie was draus geworden.“ „Das ist richtig, in der Gegend hier und auch weiter im Norden wachsen die nicht gut. Unser Bekannter hatte uns vor einer Weile mal Setzlinge mitgebracht, die aber alle verkümmert sind. Dann bist du aber eigentlich keine Botin, oder?“ fragt Ethel jetzt deutlich interessierter. Eigentlich würdest du dir die Wahrheit jetzt gern ein wenig passend zurechtlegen, um das Gespräch nicht gleich wieder im Keim zu ersticken, aber da du ja keine besonders gute Schauspielerin bist, bleibst du einfach bei der Beinahe-Wahrheit. „Nein, ich bin eher so etwas wie eine wandernde Heilerin.“
„Und eine talentierte noch dazu“ wirft jetzt überraschend Lorian ein, der seit eurer Ankunft seine Zähne noch gar nicht auseinander bekommen hat. „So talentiert nun auch wieder nicht, aber ich komme zurecht.“ milderst du den Einwurf ab. Dir ist das etwas peinlich. Angeben wolltest du nun gerade nicht. Du blickst Ethel lächelnd an. Sie hebt an zu sprechen, blickt unschlüssig zwischen Lorian und dir hin und her, setzt dann noch einmal neu an und fragt dich: „Was habt ihr denn noch so auf eurem kleinen Acker angebaut?“ Auch wenn das offensichtlich nicht das ist, was sie eigentlich fragen wollte, ist das Eis endlich gebrochen. Ethel möchte wissen, wie lange ihr schon unterwegs seid, wie weit genau der Ort entfernt ist, den ihr bereisen wollt und wo eure Heimat ist.
Ihr plaudert eine ganze Weile über unverfängliche Dinge. Als sich herausstellt, dass Ethel Lorians Heimatdorf Garben am Rande des Nebelmoores kennt, wirst du allerdings mehr und mehr aus dem Gespräch ausgeschlossen. Dir ist das ganz recht, jetzt wo du dich aufgewärmt, neue Energie getankt und die Kommunikation in Gang gebracht hast. Der Tatendrang kehrt zu dir zurück und du würdest am liebsten mal bei den Kindern im Pferdestall vorbeischauen. Für gewöhnlich haben Kinder weniger Vorbehalte gegen freundliche Fremde und sind zumeist auch nicht gleich argwöhnisch, wenn man sich mal nach den Familienverhältnissen erkundigt. „Weißt du, ich kann es einfach nicht haben, gastfreundlich behandelt zu werden, und dafür nur dumm herumzusitzen. Wenn es recht ist, würde ich gerne mal schauen, ob es noch kleine Arbeiten draußen gibt, bei denen ich vielleicht zur Hand gehen kann. Außerdem werde ich Garben ja erst noch kennenlernen, da will ich mir nicht ganz die Überraschung verderben, was für ein Dorf da auf mich wartet.“ Entschlossen stehst du auf, um möglichen Wiederworten gleich vorzubeugen. Ethel schaut etwas überrascht, nickt dann aber: „Du brauchst das nicht zu tun, Travias Gastfreundschaft ist eines der höchsten Gebote … aber du scheinst wild entschlossen zu sein, also geh nur.“ Ja, ja, jetzt auf einmal denkst du dir grinsend. Vor einer guten Viertelstunde hätte sie uns wahrscheinlich am liebsten zum Namenlosen gewünscht. Wie auch immer, du schnappst dir deinen Regenmantel, der noch immer klamm am Kamin hängt, ignorierst Lorians fragenden Blick und gehst nach draußen.
[Draußen ist alles unverändert. Hane arbeitet mit seinen zwei Söhnen am Dach, unter dem Überstand neben dem Tor arbeitet ein weiterer Mann an dem Ochsenkarren, ansonsten ist aber niemand zu sehen. Wendest du dich wirklich dem Stall zu oder hast du andere Pläne?]
Um das neu gewonnene Vertrauen nicht gleich wieder aufs Spiel zu setzen will ich nicht alleine auf dem Geländer „umher schnüffeln“, sondern wende mich tatsächlich dem Stall zu, um hoffentlich ein wenig Tratsch von den Mädels aufschnappen zu können – bzw. sie ein bisschen auszuhorchen während wir Pferde striegeln oder füttern oder ausmisten, neugierig bin ich über den Jungen San und auch über die letzten Gäste, die der Vater angeblich „verjagt“ hat.