Unbemerkt schlüpft ihr durch das Brückentor in die Stadt hinein. So schnell ihr könnt hastet ihr um die Garnison (11) um auf die Hauptstraße zu kommen, wo ihr die Sänfte bald wieder im Blick haben solltet. Da ihr im Laufschritt deutlich schneller seid als die Sänfte, auch wenn sie recht zügig getragen wird, erreicht ihr die Ecke am Bethaus (15), wo ihr auf die Straße zum Hafen trefft, gerade als die Sänfte das Stadttor passiert hat. Etwas verwundert stellst du fest, das nicht der Weg Richtung Hauptstraße eingeschlagen wird, sondern die kleine Prozession sich direkt gerade aus in die kleine Gasse begiebt, die wie du weißt zur Karawanserei (16) führt. Du hättest eigentlich beinahe erwartet, dass euch die Sänfte entgegenkommen würde, um die hohe Herrschaft über die Brücke in das Palastviertel zu bringen. Zu weiteren Gedanken hast du kaum Zeit, denn ihr müsst euch wieder sputen, den Anschluss nicht zu verlieren, jetzt aber auch ohne dabei zu sehr aufzufallen, denn auf den Straßen hier sind tatsächlich noch einige Passanten unterwegs und auch die Torwächter, die noch der Sänfte hinterherschauen würden wohl etwas dumm daherschauen, würdet ihr jetzt im Dauerlauf auf sie zuhasten. In zügigem Schritt gelingt es euch hinter der Sänfte in die Gasse zu biegen und ihr seht gerade den letzten der Soldaten an deren Ende um die Ecke biegen. Die kurze menschenleere Gasse legt ihr wieder im Laufschritt zurück, und dann könnt ihr am Ende tatsächlich noch beobachten, wie die gesamte Prozession Einlass durch das Holztor der Karawanserei bekommt, was hinter ihnen wieder geschlossen wird. Ein kurzer Schauer überläuft dich, als du nun die Sänfte von so nahe und im Licht der an der Karawanserei angebrachten Fackeln sehen kannst, denn du lagst mit deiner Vermutung vorhin ganz richtig – Muster und Farbe des Vorhangstoffes stimmen mit dem überein, den du heute abend früher schon einmal in deinem Gedankenblitz gesehen hast…
Gerade willst du noch nachgrübeln ob und wie ihr der Sänfte ins Innere der Karawanserei folgen wollt, da zieht Yali dich, einem Instinkt folgend auf die andere Straßenseite in den Schatten der Mauer, die den Hof der Karawanserei umgibt. Just öffnet sich das Tor erneut und zwei gedrungene, in schlechte Kaftane gekleidete Männer treten heraus. Yali legt den Finger an die Lippen und drückt dich um die nächste Ecke noch tiefer in die Schatten, und so bemerken euch die Männer nicht, als sie zügigen Schritts die Straße entlang Richtung Innenstadt eilen. Ihre Konversation kannst du trotz deiner verwirrten Sinne relativ gut verstehen:
„Die Kusine des Großwesirs zu Rashdul, großzügig sind die Wege des Einen der uns nun doch noch das Säckel füllen will!“ „Ja, und welch vortreffliche Fügung, dass sie die Stadt schon morgen vor der ersten Sonne wieder verlassen will, da werden sie uns ja im Morgennebel gar nicht kommen sehen…“ (es folgt ein unangenehmes gekicher) „-Jetzt schweig davon – du lauf in die Schankstube und trommele die Brüder zusammen – ich sage den Jungs auf dem Boot bescheid, damit wir sofort auslaufen können, wenn ihr da eintrefft. Gepriesen sei Rastullah das er unsere Schritte in diese Karawanserei lenkte… bete du nun, dass er die Schritte unserer Brüder nicht in alle Freudenhäuser dieser Stadt zerstreut hat…“ (wieder das blöde Gekicher) „Los jetzt, wir wollen ihrer Hoheit doch morgen früh einen würdigen Empfang bieten… nur schon etwas früher als sie es erwartet“
Und mit einem letzten Gelächter trennen sich die beiden wohl auch schon etwas angeheiterten Verschwörer… und du betrittst wieder das Spielfeld
„Elende Söhne der Wüste, zum Namenlosen mit diesen Götzendienern!“ zische ich aufgebracht, den zwei Halunken hinterher starrend. Mir steht die kalte Wut ins Gesicht geschrieben.
„Ruhig Blut, Dsche, sonst geht das ganze Karawanserei ob deines hitzigen Gemüts in Flammen auf! Aber du hast wohl Recht, dass diese Kerle nichts Gutes im Schilde führen.“ „Nichts gutes im Schilde? Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich dich unter- statt übertreiben höre. Hier ist eine ganz niederträchtige Sache im Gange und wenn dieser ganze Kartenhokuspokus einen Nutzen hatte, dann den, uns hierher zu bringen um genau das zu verhindern.“ „Aber ich dachte, du glaubst nicht …“ „Schweig! Das ist jetzt unwichtig. Es gibt mehr als nur einen Grund für meinen plötzlichen Tatendrang, aber den erkläre ich dir lieber ein anderes Mal. Komm jetzt, wir versuchen unser Glück auf dem direkten Wege. Zwar habe ich wenig Hoffnung, dass man uns Gehör schenkt, so wie wir aussehen, aber vielleicht haben wir Glück und eine wachhabende Gardistin ist unserer Einflüsterungen wohlgesonnen. Wenn nicht, dann müssen wir schauen wie wir vorgehen. Bis zum Morgengrauen ist es ja noch eine Weile.“
Also trete ich aus den Schatten hervor und begebe mich (unabhängig davon, ob Yali irgendwelche Gründe hat mich daran zu hindern) zum Haupttor des Karawanserei. Da ich nicht annehme, dass man dort zu nächtlicher Stunde einfach so hereinspatzieren kann, klopfe ich möglichst geräuschvoll gegen das Tor. „Heda, Wächter! Ich habe einem hohen Gast in euren Mauern wichtige Kunde zu überbringen. Ihr tätet gut daran mir und meinem Begleiter möglichst schnell Einlass zu gewähren. Es eilt uns sehr, bei Phex!“
Ich spreche die Worte laut und gewichtig, in der Hoffnung, dass dies allein schon ausreicht. Sollte das zumindest zur Folge haben, dass uns jemand von Angesicht zu Angesicht entgegentritt um Näheres zu erfahren, so versuche ich es vielleicht auch mit einem vielsagenden Lächeln und eindeutigen Blicken, um mein Gegenüber zu verwirren. Sollte die Person dann grundsätzlich ins Schlingern geraten, so setze ich falls nötig mit einem Zauber nach. Das aber nur, wenn sich der Wächter oder die Wächterin hinterher nicht total wundert, was sie da getan hat. An Information lasse ich nur durchblicken, wem wir die Kunde zu überbringen haben, nicht jedoch was. Unser Wissen um den Aufenthalt der Cousine des Großwesirs sollte Beweis genug sein, dass wir eine wichtige Botschaft haben. Weiterhin hätte ich den Trumpf meines Namens als Ass im Ärmel, den ich allerdings noch zögere zu ziehen, so heruntergekommen wie wir aussehen.
Ein kleingewachsener Mann in einfacher Dienstbotenkleidung und einem irgendwie zu groß wirkenden Turban öffnet euch unter beflissenen Verbeugungen das Tor:
„Tretet ein werte Reisende, das Tor der Chamallah-Karawanserei steht zu jeder Tages- und Nachtzeit für euch offen. Möget ihr in unseren Mauern den Staub der Straße hinter euch lassen und den Durst den euch die Reise sicher eingeflößt hat stillen. Gesalbt seien eure Füße und gelobt die Sohlen eurer Schuh, die euch so weit getragen…“
Irgendwie widert dich sein beflissentlicher Tonfall, seine unterwürfige Haltung und sein nicht enden-wollender Redefluss an, und da dir klar ist, dass es sich um einen Diener handelt, der zwar immerhin gebildet genug ist, um Gäste abzufertigen, aber schlussendlich eben doch nur ein kleines Rädchen im Getriebe, entscheidest du dich es zunächst eher mit Beindrucken/Beeinflussen als mit Bezirzen zu versuchen.
Unwirrsch unterbrichst du sein Gesalbadere:
„Jaja, und Praios Licht leuchte gnädig auch auf dein Haupt, und trockne auch das Schmalz in deinen Ohren, dass du wieder richtig hörst! Wir haben eine äußerst wichtige Nachricht zu überbringen also halte uns nicht auf, sondern führe uns schleunigst zur Kusine des Rashduler Großwesirs, du langsamstes von allen Kamelen in dieser Karawanserei!“
Er zuckt kurz zusammen, als du den Namen erwähnst und deine Menschenkenntnis sagt dir, dass er trotz seiner gestammelten Antwort und entschuldigenden Verbeugung weiß, von wem die Rede ist…
„Oh, Effendi, verzeih mir unwürdigem Diener, doch tue ich hier nur meine Pflicht und es lag mir fern, die mit meinen Worten zu verärgern! Leider muss ich dich allerdings enttäuschen, denn dass sich eine solch hohe Dame in unseren Mauern befinden sollte, würde unser Haus und seinen Ruf zwar ehren, jedoch kann ich dir nicht sagen, dass es so ist.“
Er hat nach der entschuldigenden Verbeugung übrigens wieder eine recht selbstbewuste Haltung angenommen und auch sein Ton wirkt wieder vollständig gefasst und fast etwas abweisend.
Wie möchtest du weiter vorgehen? Du hast den Eindruck du könntest bei ihm mit der herrischen Schiene evtl weiterkommen, aber wenn du übertreibst auch in eine Sackgasse laufen, er hat scheinbar geschnallt, dass er was hat, was du willst, da wäre es wohl unklug in allzusehr zu demütigen… Also doch einschmeicheln? Oder lässt sich seine Zunge besser auf anderem Wege lockern?
Etikette 4 TaP* (nur ohne Erschwernis gelungen, weil 2 TaP verbraucht)
Überreden volle 7 TaP* (bis zu einer Erschwernis von +11 gelungen)
„Es spricht sehr für dich, dass du die nötige Diskretion walten lässt und die holde Maid sicherlich auf Anweisung deiner Herrschaft verleugnest. Ich werde dies ihr und deinem Herren gegenüber lobend erwähnen und dein Pflichtbewusstsein ehren. Doch dieses Spiel ist reine Zeitverschwendung, denn du weißt so gut wie ich, das sie vor kaum einer halben Stunde das Serai erreicht hat. Und eines sei dir gewiss: die Herrschaften werden in gleichem Maße erbost sein, wenn du mich nicht augenblicklich zu ihr bringst, wie sie dir dankbar sein werden, wenn du es tust. Auf mein Wort, bei Phex und Rahja.“
So spreche ich zu ihm und versuche den goldenen Mittelweg zwischen Anbiederung und höhergestelltem Auftreten zu finden. Ich versuche abzuschätzen, ob es der Situation dienlich ist, ihm während des Redeschwalles einen Taler zuzustecken, oder ob das eher kontraproduktiv sein könnte (Menschenkenntnis volle 5 TaP*, bis zu einer Erschwernis von + 11 gelungen). Ich plänkel gerne noch ein wenig weiter und schmeichel mich auch noch ein wenig weiter in der beschriebenen Methode ein (also weniger Betören als eher Überreden).
Sollte die Situation ihn ins Schwanken bringen, er auch zugeben, dass die Cousine zugegen ist, aber mich dennoch nicht einlassen, so erwäge ich einen Zauber. Ich möchte nur vermeiden, dass er sich hinterher zu sehr über sein eigenes Verhalten wundert.
Tatsächlich entscheidest du ihm eine Münze zuzustecken, und seine Gesichtszüge, die sich während deiner Ansprache schon etwas entspannt hatten hellen sich nun vollends auf: „Ahhh, die Götter preisen eure Großzügigkeit und Weisheit. Ihr geht völlig recht in der Annahme, das hier im Hause jeder mit der notwendigen Verschwiegenheit beherbergt wird, die seinem Rang und seiner Spendebereitschaft angemessen ist…“ Antwortet er mit einem verschmitzten Lächeln. „Leider habe ich sowohl von meiner Herrschaft als auch von der im Kalifenzimmer beherbergten Dame die Anweisung sie auf gar keinen Fall zu stören… Aber falls ihr euch in unserem Domizil ein wenig ausruhen wollt und unsere Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen wünscht, führe ich euch natürlich gerne ein wenig herum und zeige euch die Örtlichkeiten… Wo euch eure Schritte dann hinführen ist natürlich völlig euch überlassen, werte Herrschaften.“ Spricht er mit einer kleinen Verbeugung. Beeindruckt von seiner feilschen-Fähigkeit steckst du ihm augenzwinkern nochmal eine Münze zu „Das hier sollte wohl ausreichen um deinen Aufwand für unsere Beherbergung zu entschädigen…“ Er führt euch kurz über den großen Umschlagplatz, der von Marmornen Gebäuden gesäumt ist. Nach einer kurzen Tour (detailierte Beschreibung folgt), auf der er natürlich auch das Kalifenzimmer nicht unerwähnt gelassen hat, wessen Eingang übrigens von zwei Wächtern flankiert war, lässt er euch am Fuße einer Dattelpalme stehen. „Ich werde euch etwas Wasser bringen um euch zu erfrischen, und eure von der Reise staubigen Füße zu waschen, werte Effendis. Wenn ihr solange hier warten mögt… Die Datteln dieser Palme sind gar vorzüglich, bedient euch nur“. Und mit diesen Worten lässt er euch allein.
Gedankenverloren pflücke ich mir eine der Datteln [oder – sollten diese nicht erreichbar sein – schaue Yali mit einem flehenden Blick an], lasse mich auf eine Sitzgelegenheit nieder (oder setze mich alternativ im Schneidersitz auf den Fußboden) und schaue Yali erwartungsvoll an, es mir gleichzutun. Ich hoffe auf seinen gewohnten Frohmut die Situation mit einem gewitzten Spruch etwas aufzulockern.
In mir selbst setzt sich unterdes mein gesamter Wankelmut und meine Launenhaftigkeit durch und sorgt dafür, dass ich nach dem euphorischen Tatendrang und der erhellenden Feilscherei jetzt schon wieder äußerst frustriert und erbost darüber bin, dass wir nicht schon vor der hohen Herrschaft stehen und mit ihr parlieren. Ich ziehe eine entsprechende Schnute und drehe die Dattel gedankenverloren in den Händen hin und her (ich mag sie nur, wenn sie wirklich frisch und gut aussehen und keine komischen, matschigen Stellen aufweisen). Dann lasse ich den Blick schweifen und denke über einen Plan nach in das Kalifenzimmer einzudringen, während wir auf die Schüssel mit Wasser warten. Sprich, ich erwarte die angekündigte Beschreibung … 🙂