Vorsichtig streckst du den Kopf hinter dem Busch hervor. Als nichts weiter passiert verlässt du deine Deckung endgültig. Etwas zaghaft trittst du auf die Wiese (deine wilde Entschlossenheit war gerade ähnlich schnell verpufft, wie sie gekommen war), doch den Göttern sei Dank, erfüllt sich keine deiner Befürchtungen, dass dich jemand aus dem Nichts von der Seite anspringen könnte.
Die Erleichterung über diese Tatsache weicht allerdings sofort dem puren Grauen, über das was du zu sehen bekommst, als du dich über die erste Gestalt beugst. In deiner Ausbildung bei Rauma hast du einige hässliche Brüche gesehen und einige Krankheiten waren sicherlich auch kein angenehmer Anblick, aber dies übersteigt deine schlimmsten Erwartungen und du wendest dich würgend ab. Dieser bepelzte Geselle ist höchstens noch ein Fall für einen Boron-Geweihten, aber nicht für eine Heilerin. Eine leichte Hysterie steigt in dir auf und deine Augen brennen, als du merkst, wie sich Tränen in deinen Augenwinkeln sammeln. „Haaa, nun bleib gefälligst ruhig Mirya, du dummes Huhn.“ schimpfst du mit dir selbst und atmest tief ein und aus. Deine hysterische Reaktion muss eine Folge deiner Übermüdung sein. Gezwungen leichthin sagst du zu Eikiko, der neugierig seinen Kopf aus deiner Tasche steckt: „Na ja, vielleicht die erste Gelegenheit Erkenntnisse in praktischer Anatomie zu erlangen bei einem derart geöffneten Torso …“ Dann musst du kurz hysterisch auflachen. Du wendest dich der nächsten am Boden liegenden Gestalt zu, gefasst darauf, eine ähnlich grausam zugerichtete Leiche zu erblicken, aber bei diesem Menschen hier scheint der Troll weniger brutal vorgegangen zu sein. Zwar ist das Hemd blutgetränkt und der Stich durch die Brust offensichtlich tödlich gewesen, aber zumindest hat sich sein Inneres nicht nach außen gekehrt …
So wanderst du noch einige Augenblicke über diesen Kriegsschauplatz, fühlst hier und da den Puls einiger Menschen und einiger Orks – sofern nicht schon der bloße Anblick eine eindeutige Diagnose zulässt – und schüttelst allenthalben den Kopf. Abermals hältst du kurz inne und horchst in dich hinein, um dich zu beruhigen. Wie die Augen der Toten dich flehentlich anstarren, hat etwas Absurdes an sich. Der Morgentau steht ihnen wie frischer Schweiß auf der Stirn, so als hätte man im Augenblick ihres Todes die Zeit angehalten. Unwillkürlich greifst du auf deine Schulter und streichelst Eikiko den Nacken. Er hatte sein Versteck verlassen und sich auf deine Schulter gesetzt, als er spürte, dass die Panik dich zu übermannen drohte.
Was kann den Riesen – oder Troll – bloß dazu veranlasst haben, ein solches Massaker anzurichten. Erschrocken wendest du den Blick von einem Menschen ab, den ein Pfeil zwischen die Augen zu Boron geschickt hat, und schaust dich um, als du hinter dir Schritte hörst. Zu deiner Beruhigung ist es nur Lorian, der zu dir tritt. Er hat sein Schwert gezogen, lässt dieses aber nachlässig nach unten zeigen. „Ich glaube für die hier kommt jede Hilfe zu spät, Mirya. Was ist hier nur passiert?“ „Ich weiß es nicht … und ich verstehe es auch nicht. Es erscheint mir bei Weitem zu grausam für das Werk eines Trolls.“ kleidest du deine Gedanken in Worte und schaust über die Schulter zum größten Leichnam auf diesem Schlachtfeld. Der Troll liegt zusammengekauert auf der Wiese. Sein struppiges Fell ist über und über mit Blut besudelt. Du lässt deinen Blick von Wunde zu Wunde wandern, als du langsam näher trittst. Den Troll haben mehrere schwere Treffer am Kopf mit irgendeiner stumpfen Waffe über das Nirgendmeer geschickt, dessen bist du dir gewiss. Er ist gehüllt in struppige Felle, trägt aber ansonsten offenbar nichts bei sich. Heute Morgen erscheint er dir gar nicht mehr ganz so gigantisch wie noch gestern Nacht.
Du wirfst einen Blick in die Runde. Es müssen etwas mehr als zwei Hände voll Toter sein, die meisten von ihnen Goblins und Menschen, einige wenige Orks. Die meisten müssen aufgrund ihrer schweren Verletzungen verblutet sein, denn so makaber es ist, aber … nicht jedes Körperteil findet sich dort wo der Rest seines Besitzers liegt … du schauderst erneut und versuchst jegliche Bilder des Kampfes in dir zu unterdrücken.
„Mirya! Komm schnell her!“ durchbricht plötzlich Lorians Ruf die Stille. Du eilst zu ihm. Er beugt sich über eine Gestalt, die ganz nah an der Feuerstelle liegt. Du erkennst den Anführer der Wegelagerer wieder. Der Norbarde mit der polierten Glatze liegt dicht an der erloschene Feuerstelle. Auch sein Wams ist getränkt von Blut und sein wuchtiger Streitkolben liegt geborsten ein Stück von ihm entfernt. Du erkennst sofort das fast unmerkliche Heben und Senken des Brustkorbes. Der Mann lebt noch! Eilig entledigst du dich deiner Tasche und wie mechanisch beginnst du mit der dir so vertrauten Arbeit. Es gilt keine Zeit zu verlieren, denn Golgari wartet vermutlich nur darauf den letzten Überlebenden dieser Schlacht über das Nirgendmeer zu tragen. „Lorian, geh und schau, ob du hier irgendwo einen Wasserschlauch findest. Irgendein hochprozentiger Fusel soll mir auch reichen. Und dann versuch das Feuer wieder in Gang zu bringen, wir müssen für ein wenig Wärme sorgen!“ „Sofort Mirya!“ antwortet Lorian, sichtlich erleichtert darüber von praktischem Nutzen sein zu können und macht sich an die Arbeit. Du macht dir zunächst ein Bild von den Verletzungen und als du entschieden hast, dass es ihm nicht schaden wird, drehst du ihn auf den Rücken. Dann beginnst du vorsichtig sein Wams aufzuknöpfen und mit einem Messer das darunterliegende Hemd aufzuschneiden. Plötzlich schlägt der Mann die Augen auf und ergreift deine Hand. Woher er diese gewaltige Kraft nimmt, ist dir ein Rätsel als er dich zu sich heranzieht. Du willst gerade laut aufschreien, als dir auffällt, dass er irgendwelche kaum merklichen Worte haucht. Du beugst dich willentlich tiefer über sein Gesicht, um besser zu verstehen. „Feuer … sie … … nicht … Flammen …“ Sein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse des Schmerzes, dann scheint er wieder das Bewusstsein zu verlieren. „Herr, hört ihr mich? Bleibt bei mir, hört ihr? Nicht einschlafen …“
[Du bist eine Weile mit der Erstversorgung des Norbarden beschäftigt. Solange dir kein grober Patzer passiert, wird es dir gelingen, Golgari zu vertreiben und den Mann vor dem Tod zu bewahren. Entscheide selbst, welche Maßnahmen du ergreifst und welche Zauber du sprechen möchtest. Er hat mehrere gefährliche Schnittverletzungen durch scharfe Hiebwaffen, bei denen sicherlich Organe zu Schaden gekommen sind. Außerdem ist seine linke Schulter zertrümmert und zwei Rippen angebrochen (6 Wunden insgesamt). Regeltechnisch hat der Norbarde genau 1 LeP, ansonsten hätte er die Nacht nicht überleben können.
Wenn das geschafft ist lässt du dich zunächst erschöpft auf den nächsten Baumstumpf sinken und schaust Lorian abwesend dabei zu, wie er das Lagerfeuer wieder in Gang bringt. Dann ist es Zeit sich ein wenig zusammenzureißen, den Schrecken nicht die Oberhand gewinnen zu lassen und seine Gedanken zu ordnen. Dann tu das doch mal … Falls du in dem Zusammenhang aktiv werden willst, kannst du gleich entsprechende Proben (wie Sinnenschärfe, Fährtensuchen, Wildnisleben, Wissenstalente o. ä. ) durchführen und das Ergebnis mitschicken. ]
Mit zitternden Fingern beginne ich meine Kräuter und Verbände neben dem Norbaden auszubreiten, und stelle fest, dass mir der Schreck wohl noch so tief in den Gliedern sitzt, dass die allgemeine Erstversorgung eher schlecht als recht gelingt (Heilkunde Wunden erschwert um 6 Wunden: -3 TaP*). Ich fluche vor mich hin, da mein Patient sowas wie Wundfieber dank schlampiger Verbände jetzt so gar nicht gebrauchen kann, fahre jedoch mit dem Verbinden fort (2te Probe 9 TaP*). (Ich verstehe ehrlich gesagt die Regeln in MFF da nicht so ganz richtig, wie oft ich nun insgesamt würfeln muss, wenn ich noch die Wunden versorgen will, aber seis drum. Falls die zweite Probe da noch um etwas Erschwert sein soll, da tu es nach deinem Gutdünken, ich hab alle TaP übrig, also bei ner Erschwernis von 9 wär sie mit 0 gelungen.) Danach atme einmal tief durch und beschließe mich auf meine Wurzeln zu besinnen. Ich schicke eine flammende Bitte an Satuaria mich mit Wundfieber zu verschonen, löse die Verbände die mir am schludrigsten erscheinen wieder, spucke in meine Hände und bestreiche die Wunden damit. (Hexenspeichel gelungen, 2 AsP eingesetzt = 1 LeP zurück — je nachdem wie du das mit der misslungenen ersten HeilkundeWu Probe handhaben willst, könnten wir die AsP auch verwenden um Wundfieber zu heilen oder so, entscheide du). Als letztes lege ich nun meine Hände an die Schläfen und Augenlider des Mannes und atme zwei/dreimal tief und langsam, wie in einem heilsamen Schlaf (Ruhe Körper, ruhe Geist, für 6 Stunden, d.h. 1 Wunde komplett verheilt + Regeneration von 12 LeP und 6 AsP falls er hat). Dies kostet mich zwar einiges an AsP, aber ich hoffe selber ja auch in nächster zeit schlafen zu können…
Zunächst lasse ich mich aber wirklich völlig entkräftet auf einen Baumstumpf sinken und spreche nach kurzem Grübeln zu Lorian: „Er wird jetzt eine lange Weile sehr fest schlafen – komm bau irgendeine Trage, wir nehmen ihn mit auf den Hof, dann wird er schon keine Dummheiten wagen, wenn er wieder aufwacht. Zu zweit sollten wir ihn ja irgendwie transportiert kriegen – und danach muss ich erstmal selber wieder zu Kräften kommen. Ich bin hundemüde!“
Mein gesamter Tatendrang ist verflogen, ich will wirklich nur noch diesen bestimmt verflucht schweren Körper ins Gehöft zurückschaffen und mich dann irgendwo zusammenrollen. Irgendwelche Fragen lasse ich dann Lorian beantworten, lasse mich aber am späten Nachmittag unbedingt wieder wecken, um Dara zu berichten, den Norbaden zu verhören und dann ggf noch den wünschen der kleinen Dara nachzukommen, wenn die gar nicht locker lässt…
Soweit mein Wunschdenken… nun die Realität:
Sei doch so gut und reich mir noch eine Probe in Intuition und eine in Klugheit nach. Um wie viel hätte die jeweilige Probe erschwert sein dürfen?
KL ging um 4 daneben, IN hätte um 7 erschwert sein dürfen…
aber mir selbst ist gestern in der Badewanne auch noch eine Intuition gekommen – wenn ich also vielleicht kurz noch was nachtragen dürfte:
Entkräftet hocke ich auf der Wurzel und schaue stumpf Lorians Anstrengungen zu, eine Bahre zu konstruieren… Noch einmal schweift mein Blick über das Schlachtfeld und bleibt an der monströsen Gestalt des Trolls hängen… Irgendwas hat ihn so wütend gemacht, dass er seine Höhle verlassen und dieses Lager überfallen hat… und hatte Dara nicht etwas von einer Trollfamilie gesprochen? Was wird die Trollfamilie tun, wenn dieser nicht zurückkommt? Wohlmöglich kommen sie allesamt hierher und werden dann Rache an den nächstbesten kleinen Zweibeinern nehmen, die sie finden können, und das wäre ja wohl das Gehöft!
Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf. „Lorian! Ich muss sofort los!“ Wie weggeblasen ist plötzlich meine Müdigkeit – einen Tagesmarsch weit hat sie gesagt, aber mit meinem Stecken bin ich schneller…. „Du musst ihn irgendwie allein ins Gehöft zurückschaffen. Mach dir keine Sorgen, die Heilung zu unterbrechen, den weckt so schnell nichts auf. Aber hier zurücklassen können wir ihn nicht, er wäre den Tieren schutzlos ausgeliefert die sich an diesem Festmahl hier sicher bald bedienen werden… Wenn du ihn nicht fortbewegen kannst, dann bau ihm etwas abseits einen sicheren Unterstand! Und in etwa einem halben Tag sollte jemand da sein, ihn zu befragen, wenn er aufwacht. Bis dahin stellt er keine Gefahr da, und wenn du ihn sicherst kannst du gehen und mit Hilfe zurückkehren. Ich jedenfall muss schnellstens los, die Familie dieses Riesen ausfindig machen. Vielleicht sind sie schon auf dem Weg hierher und ich kann schlimmeres verhindern, wenn ich mit ihnen spreche!“
Mit diesen Worten mache ich mich daran, meinen Stecken zu besteigen, sollten nicht obige Proben irgendwelche anderen Auswirkungen haben…