Die Sonne brennt auf dein Haupt. Es ist heiß. Die schwüle Hitze der Tage in der Stadt bist du gewöhnt, doch diese Trockenheit macht dir zu schaffen. Staub bedeckt deine Lippen, deine Kleidung, dein Haar, eigentlich alles an dir und du bist froh, dass ab und an von den hohen Bergen zu eurer Rechten ein kühles Lüftchen herabbläst und eben jenen Staub wieder fort trägt.

Etliche Tage seid ihr nun schon unterwegs und dein Sitzfleisch ist die Tage im Sattel mehr als leid. Einzig und allein die Gesellschaft Larissias hebt deine Stimmung ein wenig.

Sie hat sich als außerordentlich findige Reisebegleitung entpuppt, auch wenn dich ihre herablassende Art manchmal zu kränken droht. Begierig lernt sie von dir die tulamidische Sprache und legt meistenteil ein fröhliches Wesen an den Tag. Dafür, dass sie viele Tagesreisen von ihrer Heimat eigentlich ganz allein ist, erhält sie sich eine bewundernswerte Offenheit für die ihr fremde Kultur hier. An einem gemütlichen Abend hat sie dir mal anvertraut, dass ihre Mutter wohl in jungen Jahren auch eine Reise in das Land der ersten Sonne unternommen hat. Und dass tulamidische Märchen sie schon als kleines Kind verzaubert haben.

Den ersten Tag eurer Flucht habt ihr euch kaum Zeit für das Wesentlichste gelassen. Zunächst wolltet ihr etwas Abstand zu Mherwed bekommen. Ihr seid dem Lauf der großen Straßen entlang des Mhalik gefolgt. Die Tage habt ihr bis auf die Stunden der Mittagshitze im Sattel verbracht, die Nächte in den Karawansereien entlang des Weges. Das rasante Reisetempo konnten aber weder eure Tiere noch ihr lange durchhalten, und da ihr euch inzwischen relativ sicher wart, keine Verfolger gesichtet zu haben, habt ihr euch am Pass hinter Madrash einer Karawane angeschlossen, deren Ziel schlussendlich die Oase Keft in der Khom-Wüste ist, deren Route aber zunächst bis El-Harram mit eurer übereinstimmt.

Nun liegt die Reisfelder des fruchtbaren Balash hinter euch und  seit Tagen zieht ihr im Schritttempo am Fuße der Khoram-Berge entlang. Da eure Pferde ihren eigenen Wasservorrat schleppen müssen, lauft ihr wohl oder übel neben her, und entsprechen langsam ist das Vorankommen. Andererseits genießet ihr auch die Möglichkeit so euren wundgesessenen Hintern etwas zu entlasten.

Dein Beutel mit Geldstücken, der bei eurer Abreise noch prall gefüllt war, wiegt schon gefährlich leicht, hast du doch an den ersten Abenden noch auf ein standesgemäßes Essen nach dem anstrengenden Ritt bestanden. Inzwischen habt ihr euch etwas gemäßigt und esst wohl oder übel aus dem großen Topf mit, den Branna, eine stämmige Nordländerin mit langen roten Zöpfen, die die Gruppe mit Waffenkraft unterstützt, jeden Abend für die Reisegesellschaft mit einem kunterbunten Allerlei füllt. Einen Batzen eures Geldes habt ihr beim Aufbruch in die Wüste für Wasserschläuche, Zelte und Tücher gelassen, die ihr euch nach Art der Wüstensöhne um Kopf und Hals gelegt habt um euch vor Sand und Sonne zu schützen. Einen weiteren Löwenanteil hat Mhelek, der Karawanenführer eingestrichen, der zudem noch forderte, dass ihr euch die Wasserfässer für eure Pferde selbst beschafft, bevor er sich bereit erklärte euch mitzunehmen.

Ein Pfiff schrillt durch die Luft und bringt die Karawane zum Halten. Regelmäßig sorgt Mhelek so dafür, dass ihr Trinkpausen für Mensch und Tier einlegt. Anfangs hast du dich sehr über seine harten Vorschriften geärgert, insbesondere was euer Gepäck und eure Wasservorräte anging, inzwischen musst du mürrisch zugeben, dass er scheinbar ziemlich gut weiß, was er tut. Bisher ohne unliebsame Zwischenfälle habt ihr drei Tage und zwei Nächte am Rande der Khom hinter euch.

Rechts von euch ragen die Berggipfel des Khoram in die Höhe, auf deren höchsten Spitzen du jetzt im Frühling noch vereinzelt Schnee entdecken kann. Im Kontrast dazu steht die Flirrende Hitze, die sich zu eurer Linken erstreckt. Bis zum Horizont entdeckst du nichts als Sand und das Flimmern der Luft darüber. Wäre da nicht der Mangel an Komfort, dieser spektakuläre Anblick an sich lässt dich spüren, warum einige Menschen dem Reisefieber erliegen. Noch nie hast du so viel Sand gesehen, und das sanfte Wogen der Dünen gleicht einem gefrorenen Meer, in welches gleichsam die riesigen Felsbrocken der Gebirgsausläufer hineingefallen zu sein scheinen.

Nachdem ihr euren Durst gestillt habt gibt es das Signal zum Weitermarsch. Etwa 20 Männer und Frauen und 50 Tiere, meist Kamele, umfasst eure Gruppe. Die Sonne steht bereits nicht mehr mittig am Zenit und du schätzt, dass euch noch einige Stunden Fußmarsch bevorstehen, bis Mhelek das Signal zum Aufbau des Nachtlagers gibt. In den Nächten sinkt die Temperatur drastisch, und letzte Nacht haben Larissia und du euch schließlich in einem Zelt freundschaftlich zusammen gekuschelt.

„Du sehen aus …“ fängt sie in zaghaftem Tulamidya einen Satz an, und endet schließlich doch auf Garethi „wie sagt sich traurig?“. Die Übersetzung bleibst du ihr schuldig „ach, ich hänge nur meinen Gedanken nach.“ Gerade hattest du in deiner Satteltasche Yalis Abschiedsgeschenk getastet und unwillkürlich an euren Abschied denken müssen..

Gehetzt betrittst du Yalis Geschäft, nicht ohne noch einmal eine Blick über die Schulter zu werfen. Nein. Keiner ist dir gefolgt. Hoffentlich ist die Domna auf dem Basar genau so vorsichtig wie du. Sie hatte darauf bestanden noch einen Schumacher und eine Waffenschmied aufzusuchen. Nach kurzer Diskussion hat sie schließlich Gesicht und Haare verschleiert und ist begleitet von Sherizeth und mit einem Darlehen von deiner Großmutter aufgebrochen. Anschließend wollt ihr euch am westlichen Stadttor treffen. Jetzt aber gerade wird das Herz die erneut schwer, als du in das strahlende Gesicht deines Freundes blickst. „Dsche, da bist du ja. In dem Aufzug hätte ich dich beinahe nicht erkannt. Hast du noch nicht genug Abenteuer erlebt?“, schmunzelt er. „Jetzt musst du mir aber gleich erzählen, wie es mit der Wesira von Rashdul weiter ging…“ Dein Blick lässt ihn verstummen. „Yali, auf das Ende dieser Geschichte musst du wohl noch einige Monde warten…“, du schluckst. „Es ist etwas geschehen. Ich muss zurück nach Nasir Malkid reisen, und zwar so schnell wie möglich… Wann ich zurückkehre weiß ich noch nicht genau“, du verstummst. Yalis Antlitz überzieht ein kurzer Anflug der Enttäuschung. „Aber du bist doch gerade erst angekommen…“. Dein ernster Gesichtsausdruck lässt ihn verstummen. Dann fällt ihm etwas ein und er greift unter seine Werkbank. „Dann musst du es wohl mitnehmen, obwohl es noch nicht ganz fertig ist“, und er holt ein Kästchen hervor. Die Seiten sind bereits mit kunstvollen Schnitzereien verziert, aber auf der Mitte des Deckels ist das Holz noch unbearbeitet. „Bring es halt mit wenn du wiederkommst, dann mach ich weiter. Aber ich glaub den Inhalt kannst du schon gebrauchen. Dann findest du vielleicht schneller zurück“. Behutsam öffnest du den Deckel und entrollst das innenliegende Stück Papyrus: Eine Sternenkarte. „Die habe ich bei einem Krämer erstanden… sie hat mich an den Abend im letzten Rondra erinnert, wo du mir die Geschichte von der großen Himmelstänzerin erzählt hast, weißt du noch? Wo wir uns das erste Mal so richtig lange unterhalten haben…“ Natürlich weißt du noch. Du weißt auch noch genau, dass du in dieser lauschigen Sommernacht, wo ihr eng beisammen saßt, auf noch mehr als bloße Sternguckerei gehofft hattest, aber es letztendlich ein sehr fröhlicher Abend und irgendwie der Beginn eurer innigen Freundschaft wurde. Gerührt schließt du Yali in die Arme. „Die wird mich bestimmt zu dir zurück führen…“

Du erwachst aus deinem Tagtraum, als du fast mit deinem Vordermann zusammen stößt. Erneut ist die Karawane zum Halten gekommen. Gebetsstunde. Mit finsterem Blick beobachtest du, wie Mhelek und die weiteren 10 rashtullahgläubigen Mitglieder eurer Reisegesellschaft ihre Teppiche ausrollen und gleichförmig ihre Häupter Richtung Keft zu neigen beginnen. Von dem feisten Kaufmann der dir vorausreitet vermeinst du ein „elendes Wüstenpack“ zu vernehmen. Zum Einstimmen in seine Tirade fehlt dir aber gerade die Kraft. Viel zu sehr freust du dich auf das Nachtlager, was nun nicht mehr allzuweit entfernt sein kann…

Als die Sonne untergegangen ist und ihr alle gemütlich um das Lagerfeuer sitzt ist deine Laune schon wieder etwas besser. Zwar war Brannas Reissuppe keine kulinarische Außergewöhnlichkeit, doch sie hat dir Kraft verliehen und ohne die sengende Hitze und den elenden Durst fühlst du dich schon fast wieder menschlich. Wenn es jetzt noch einen großen Zuber warmes Wasser gäbe… Ein Teil der Reisegruppe hat sich bereits in ihre Zelte zurückgezogen, einige der Novadi schlafen unter freiem Himmel. Larissia nutzt das Licht, das das Feuer spendet um eifrig in einem Notizbüchlein zu schreiben, welches sie sich vor der Abreise zugelegt hat, und was schon mehr als zur Hälfte gefüllt ist.

Jede Nacht haben 2×2 Mitglieder eurer Gruppe die Aufgabe, die halbe Nacht zu wachen, und diesen Abend ist das erste Los auf dich und einen jungen Novadi gefallen. Er sitzt dir am Feuer gegenüber. Jetzt, in der Kühle der Nacht hat er seinen Gesichtsschleier etwas gelockert und du kannst ebenmäßige, karamellbraune Gesichtszüge erkennen. Seine wachen schwarzen Augen funkeln dich kontaktfreudig an, jedoch deine Vorurteile verbieten dir, das Gespräch zu suchen. Nur verstohlen blickst du ihn zwischendurch aus dem Augenwinkel an. Der Rest der Truppe zieht sich allmählich in ihre jeweiligen Nachtlager zurück.

Hast du für die kommenden Stunden irgendwelche besonderen Pläne? Wie ernsthaft kommst du deinen Wachpflichten nach? Was tust du, um eventuell aufsteigender Müdigkeit zu begegnen. Würfle bitte in jedem Fall eine Sinnenschärfe-Probe, sowie drei Selbstbeherrschungsproben, die erste ohne Erschwernis, die zweite -2, die dritte -4, falls du nur herumsitzt, ansonsten passe die Erschwernisse gerne etwas an deine Tätigkeit an.

Und zu guter Letzt, hast du noch ergänzende Anmerkungen bis hier her? Wie möchtest du dich generell auf der Reise verhalten haben – eher kontaktfreudig oder eher in dich gekehrt?

Zum „technischen“: deine Lebens- und Astralenergie sind zu Abenteuerbeginn jetzt wieder auf vollem Stand. Bezüglich deiner Besitztümer schau doch bitte einmal in die neu angelegte Seite „Ausrüstungsliste“ (und füge sie bei gelegenheit in das Menü „Dscheridan“ hinzu) und ergänze sie notwendigenfalls.

 

Veröffentlicht von Mirya

Ein lebensfrohes kleines Bündel, das üblicherweise nicht auf den Mund gefallen ist, gute Gesellschaft ebenso wie gutes Essen genießen kann, und die sich wünscht es ginge immer allen überall gut.

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2 Kommentare

  1. Ich bin seit unserer Abreise sehr, sehr nachdenklich. Manchmal kommt in mir für eine Weile der unbeschwerte Lebemann durch, immer dann wenn die Domna mich ein wenig mit ihrem Optimismus ansteckt und wir allein für uns sind. Oft aber starre ich mürrisch vor mich hin und denke nach. Ich fühle mich allzu oft nicht bereit, für diese unglaubliche Veränderung, die die Erdmutter mir da auferlegt hat. Ich fühle mich ungerecht behandelt und mein kindlicher Trotz und mein Stolz treten hervor. Dann wieder muss ich an die Worte meiner Großmutter denken … Zeit erwachsen zu werden, Dsche, denke ich dann bei mir.

    Diese Nachdenklichkeit zusammen mit einer Mischung aller Dinge, die ich so sehr hasse, dem Dreck der Straße (ich nutze jede sich bietende Gelegenheit mich zu waschen), meinem verletzten Stolz und nicht zuletzt die Anwesenheit der vielen Wüstenleute lassen mich sicherlich nicht zum besten aller Reisegenossen werden und wahrscheinlich ist meine abweisende Überheblichkeit bei den Mitgliedern der Karawane mittlerweile berüchtigt.

    Bei der Nachtwache streune ich zunächst durchs Lager und nehme meine Aufgabe schon sehr, sehr ernst. Ich habe immerhin keine Schimmer, wie man eigentlich richtig Nachtwache hält. Auf leisen Sohlen umherzuschleichen und den Gesamtüberblick zu behalten erscheint mir aber intuitiv das richtige zu sein. Außerdem schützt es mich davor, dass dieser Wüstensohn mich auch noch in ein Gespräch zu verwickeln trachtet. Zumal ich zugeben muss, dass mir seine schönen Augen gefallen und ich immer mal wieder verstohlen zum Lagerfeuer zurückblicke. Ob ihm dieses auffällt oder nicht kann ich freilich nicht beurteilen, ich halte mich jedenfalls für extrem unauffällig.

    Wenn mir langweilig wird beschäftige ich mich eine Weile mit Yalis Geschenk und schaue mir, den Schein des Lagerfeuers nutzend, die Sternkarte und den Sternenhimmel an. Spüre ich da ein Gefühl, das irgendwie die reine Sehnsucht nach meinem besten Freund übersteigt? Habe ich so etwas wie Liebesk… Nein, völliger Blödsinn! Ich wische den Gedanken schnell beiseite und packe die Karte wieder ein.

    Gesprächsversuchen des jungen Novadi gegenüber bin ich freilich zunächst überhaupt nicht aufgeschlossen gegenüber und antworte einsilbig und ohne einen Gesprächsfaden aufzubauen. Mit fortschreitender Nacht und größer werdender Müdigkeit bin ich allerdings sehr dankbar wenn mich irgendetwas ablenkt und so lasse ich mich vielleicht dazu herab mit ein wenig Abstand die ein oder andere Frage fallen zu lassen. Dinge nach dem Woher und Wohin und dergleichen. Egal wie nett der Novadi ist, verbiete ich mir natürlich Sympathie zu entwickeln. Wer weiß ob er mich nicht nur umgarnen und mir bei nächster Gelegenheit die Gurgel durschneiden will, so wie die meisten Götzenanbeter es wohl tun würden.

  2. Der Talentspiegel:
    Sinnenschärfe mit 0 TaP* gelungen.

    Selbstbeherrschungsprobe 1 mit 0 TaP* (ich habe aber auch TaW 0) gelungen.
    Selbstbeherrschungsprobe 2 weit daneben.
    Selbstbeherrschungsprobe 3 mit 0 TaP* gelungen und hätte um ca. 5 Punkte erschwert sein können.

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