Auf dem Weg zu dem als Lazarett bezeichneten großen Zelt fällt dir zunächst kaum etwas besonders ins Auge. Wie schon bei deiner Ankunft im Lager ist die Grundstimmung augenscheinlich von Abneigung und einer erdrückenden Ernsthaftigkeit geprägt. Jedenfalls lassen alle Blicke auf deine Person und das stoische Werkeln aller sichtbaren Bewohner des Lagers diesen Schluss zu. Aus der Masse kleiner und kleinster Zelte stechen vier ins Auge. Da ist zum einen die größere und prunkvollere  Unterbringung des Hauptmanns mittig im Lager. Ebenfalls im Zentrum steht ein zu zwei Seiten hin geöffnetes Versorgungszelt, das du an Tischen, Bänken, Fässern und einer vorgelagerten Feuerstelle als solches erkennst. Etwas abseits steht ein größeres, von drei Männern bewachtes, Zelt und ungefähr 10 Schritt davon entfernt das Lazarett.

Du grübelst auf dem Weg dorthin darüber, wie eigentümlich es erscheint, mit welch umfangreicher Ausstattung diese Gruppe Bewaffneter unterwegs ist.
Eine kurze Erinnerung aus deiner Kindheit schießt dir durch den Kopf. Du warst noch sehr klein als am Wetterhof einmal eine Gruppe Soldaten vorbeireiste. In irgendeinen Krieg sollten sie ziehen, so erklärte dir dein Vater und du erinnerst dich, wie er damals seine große Hand auf deinen kleinen Kopf legte. Auch damals war die unzählige Köpfe zählende Gruppe mit Pferden unterwegs gewesen und hatte einen Versorgungswagen bei sich, auf dem vermutlich in ähnlicher Menge Fässer, Einrichtungsgegenstände und etliche Dinge mehr verstaut gewesen sein müssen. Auch bei jener Gruppe trugen alle Leute einheitliche Bilder auf ihrer Kleidung. Die Bilder – Wappen – müssen es gewesen sein, die in dir just diese Erinnerung wachriefen.

In welchen Krieg jetzt diese Gruppe wohl zieht? Oder anders überlegt: Welch unglaublich wichtigem Gegenstand muss man wohl nachjagen, der einen derartigen Aufwand rechtfertigt?

Im Lazarett angekommen tust du wie beschrieben. Zu deiner Überraschung findest du hier auch den Norbarden, der aber noch immer in tiefer Bewusstlosigkeit und mit hohem Fieber darnieder liegt. So wirst du von ihm vorerst nichts Neues erfahren. Sofort fragst du dich, ob wohl auch Lorian von diesen Leuten hier aufgegriffen wurde oder ob er sich im Wald verstecken konnte.

Die Patienten sind allesamt recht wortkarg. Aus dem Wenigen, was du aus Einzelnen herausbekommst, formt sich folgendes Bild: Man ist tatsächlich auf der Suche nach einem Gegenstand. Wohl einer unscheinbaren, zylinderförmigen Schatulle. Kaum eine Hand lang soll sie sein. Offenbar ist sie irgendeiner hohen Herrschaft von den Wegelagerern gestohlen worden.
Was den Kampf vorvergangene Nacht angeht, so sind die Aussagen nicht ganz eindeutig. Die meisten der Kranken berichten dir, dass die Wegelagerer das Trollkind getötet hätten und der Troll sich der Reiterei (also dieser Gruppe) angeschlossen habe. Ein fieberschwangerer junger Mann mit einer bösartigen Bauchwunde brabbelt allerdings die ganze Zeit etwas davon, dass man den Troll nie hätte „anheizen“ dürfen und die Götter nun alle bestrafen würden. Du ziehst die Schlussfolgerung, dass die Gruppe selbst das Trollkind getötet haben könnte, um den Troll wütend zu machen und auf die Wegelagerer zu hetzen.

Alle sind sich darüber einig, dass die Situation wohl vollkommen außer Kontrolle geriet, als der Troll in Trollwut verfiel und alles angriff, das ihm im Weg stand.

Warum die große Gruppe – die Reiterei wie du jetzt gelernt hast – die kleinere Gruppe Wegelagerer nicht einfach selbst angriff und die arme Trollfamilie aus der Angelegenheit heraushielt, fragst du dann nicht mehr weiter nach. Du hast das Gefühl die Beweggründe könnten sehr abgründig und nieder gewesen sein und du willst dich vorerst nicht zu sehr in eine möglicherweise falsche Hassfantasie hineinsteigern.

Garvin hältst du die Zeit über gut bei Laune. Er hält dich weder davon ab, neugierige Fragen zu stellen, noch interessiert er sich sonderlich dafür, was du eigentlich genau da tust. Solange es nach dem aussieht, was ein Heiler in Kein-Alriks Vorstellung eben so tut, lässt er dich frei werkeln.

So kannst du zaubertechnisch schalten und walten, wie du es dir vorgestellt hast und hast nach der tatsächlichen Erstversorgung genügend Zeit geschäftig zu tun, in Wirklichkeit aber über deine Situation und dein weiteres Vorgehen nachzudenken. Wenn du die Zeit einfach verstreichen lassen willst, so bringt Garvin dich im Anschluss zurück zum Hauptmann.

Veröffentlicht von Meister

Die Mächte des Schicksals.

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11 Kommentare

  1. Mir ist mehr als unwohl in meiner Haut. Die feindseelige und wortkarge Stimmung hier im Lager zehren an meinen Nerven. Wenn nur ein Freund hier wäre. Wenn ich nur Eikiko nicht so weit fern zurückgelassen hätte… Meine Gedanken drehen sich nach der ersten Geschäftigkeit hauptsächlich nur noch darum, wie ich hier schleunigst und unbehelligt aus dem Lager wieder herauskomme. Die Auskünfte, die ich über die Sache mit dem Troll bekomme, heben meine Stimmung ja nun nicht gerade, sondern schüren in mir wieder diese Wut, die sich vorhin ja wohl gar nicht so unberechtigt auf das Lager ergossen hat. Ich bemühe mich gefasst zu bleiben, da mir sehr wohl klar ist, wer hier gerade in der Überzahl ist. Dennoch wächst in mir die Befürchtung, dass der Hauptmann mich wohl nicht nach getaner Arbeit einfach so von dannen ziehen lassen wird. Mein eigentliches Ansinnen war ja, ihn davon zu überzeugen, dass ich an einer friedlichen Zusammenarbeit interessiert bin, und wenn er nun sieht, dass ich ihm Helfe, vielleicht soviel vertrauen erlangt zu haben, dass er mich auf den Hof lässt mit dem Auftrag mich dort nach dem Gegenstand umzusehen. Wer allerdings Pläne schmiedet in denen Trollkinder gemeuchelt und Trolle als Waffen missbraucht werden, dem ist alles Schlimme zuzutrauen, was mir einfällt. Und so nutze ich die verbliebene Zeit mir einen zweiten Grund zu überlegen, weshalb ich das Lager verlassen muss. Ich schaue mir die Kranken noch einmal an, und präge mir die ein oder andere Besonderheit ein, für die ich eventuell noch mal spezielle Kräuter holen müsste.
    Sonst möchte ich nur noch einmal mein Gesprächsglück bei Garvin versuchen, der zwar nicht der freundlichste und gesprächigste zu sein scheint, aber ja nun mein längster Bekannter hier im Lager… Ein oder zwei Mal versuche ich bei der gemeinsamen Arbeit unverfänglich mit ihm in ein näheres Gespräch zu kommen „Wolltest du immer Soldat werden?“ wenn darauf kein Redefluss entsteht bin ich auch nicht allzusehr auf smalltalk aus und harre auf die erneute Begegnung mit dem Hauptmann.

  2. Von Garvin war auf deine Anweisungen hin bisher nicht viel mehr zu hören als ein „jawohl“ oder „sofort“. Deshalb überrascht es dich kaum als er durch deine unerwartete Frage zunächst vollkommen irritiert zu sein scheint und sich gänzlich verunsichert im Lazarett umschaut, so als suche er die Antwort irgendwo an einer der Zeltwände geschrieben. Dann sprudelt es aus ihm beinahe mechanisch und wie auswendig aufgesagt heraus:

    „Mir wurde die Ehre zuteil einen Platz an der Lehranstalt für die Ausbildung von Kadetten der Kaiserlichen Armee zu erhalten. Als Kadett diene ich Ihro Hoheit treu mit meinem Waffenhandwerk.“

    Mehr als ein „aha“ fällt dir darauf zunächst nicht zu sagen ein. Als du wenig später auf deinen erneuten Frageversuch, wo denn diese Lehranstalt sei, kaum mehr als ein kurzes „Albenhus“ erhältst, gibst du den Versuch auf mit dem jungen Mann ins Gespräch zu kommen.

    Umso überraschter bist du als er eine ganze Weile später am Zelteingang stehend mit steifer, tonloser Stimme vage in deine Richtung fragt: „Wolltest du schon immer Heilerin werden?“

  3. Jetzt bin ich es, der es kurz die Sprache verschlägt, während ich nach einer passenden Antwort suche. Ich lege das womit ich gerade beschäftigt bin kurz beiseite und gehe dann etwas näher zu ihm: „Wenn man es genau nimmt…“ sage ich nach eine kurze Pause, „wurde mir wohl die Ehre zuteil bei unserer Kräuterfrau in die Lehre zu gehen, als ich das passende Alter erreicht hatte um den Hof meiner Eltern zu verlassen. Bei ihr habe ich Dinge gelernt und gesehn, die mich zu dem machen was ich jetzt bin und ich bin ihr sehr dankbar dafür.“ Wieder mache ich eine kleine Pause und spreche leiser weiter „aber manchmal frage ich mich, ob es nicht noch mehr gibt, was ich machen will…

  4. Ja, weiß, auch nicht, wo das herkam 😉 Doch, natürlich aus der Tiefe Miryas Herzens.. du weißt doch, dass sie das nur allzuoft auf der Zunge trägt …
    Menschenkenntnis 4 TaP* und um diese 4 hätte es auch erschwert sein dürfen, wenn ich mich wieder richtig an die Proben erinnere (habe 2 von meinen 6 Punkten verbraucht).
    Wenn keine für mich erkennbare Reaktion erfolgt, oder sogar eine, die mir unangenehm ist, werde ich dann schnell mit einem „aber wir sind nun mal hier“ meinen Salbentiegel wieder aufgreifen und die Arbeit fortsetzen (und dabei möglichst mein verstecken).

  5. Garvin scheint deine Worte zunächst verarbeiten und verstehen zu müssen, denn einen unangenehmen Augenblick lang reagiert er gar nicht. Dir fällt aber auf, dass seine Augen einmal mehr im Zelt umher wandern, als suchten sie noch einmal irgendwo im Raum nach der passenden Antwort.
    Du holst gerade Atem, um mit einem weiteren Satz die von dir selbst aufgebaute Spannung wegzuwischen, da lässt er ein „soso“ verlauten.
    Das ist zwar nicht unbedingt eine brauchbare Antwort oder eine Gesprächsgrundlage, aber dir entgeht nicht, dass seine Augen nun viel wacher wirken. Poetisch würdest du fast sagen, dass plötzlich ein aufgeschlossenes Funkeln in seine Augen getreten ist. Ein bisschen schaut er dich jetzt so an, wie Beorn das vorgestern tat.

    Ob das jetzt eine erwünschte oder unangenehme Reaktion ist? Entscheide selbst …

  6. Ich erröte, als mir klar wird, dass ich mit meinen Worten vielleicht mehr angedeutet haben könnte, als ich eigentlich wollte. Das das mit den jungen Männern aber auch immer so kompliziert sein muss… Trotzdem beflügelt mich der Erfolg in diesem scheinbar wortkargen und versteinerten Kerl doch eine menschliche Regung geweckt zu haben so, dass sich meine Stimmung gewaltig hebt. Endlich ein „Freund“ in dieser feindseeligen Umgebung. Ich lächle ihn noch einmal aufmunternd an und wende mich dann aber wieder meinen Kräutern zu. Wenn er jetzt nichts mehr sagt, fange ich dann fröhlich an vor mich hin zu plappern, während ich geschäftig in dem Kessel rühre. Davon, dass die Welt doch viel einfacher wäre wenn alle glücklich wären, und davon, dass ich manchmal die Sinnhaftigkeit dessen, was ich tue hinterfrage, wenn sich doch alle wieder die nächste Verletzung zuziehen, und dass Dankbarkeit sowieso nicht zu erwarten ist.. und unterbreche mich schlussendlich selbst mit einem „aber was solls, zur Zeit können wir ja nichts anderes, als die Aufgabe, die uns auferlegt ist, zu erfüllen, was?“ Und die Frage richte ich nicht direkt an ihn sondern natürlich an diese Zeltwand, die die ganzen Antworten parat hat 😉

  7. Wieder folgt auf deine beinahe rhetorische Frage ein Augenblick der Pause, der gerade unangenehm zu werden droht, als Garvin einen vorsichtigen Schritt in deine Richtung macht und meint: „Mir fielen da schon noch Dinge ein.“
    Diesmal bist du es, die ihn kurz taxiert und es sind nicht zuletzt seine jetzt feuerrot gefärbten Ohren, die darauf schließen lassen, dass er deinen Satz von vorhin trotz deines darauffolgenden Monologs nicht so ganz überwunden hat. Und ihn seine Antwort vermutlich gerade mehr Überwindung gekostet hat als der feste Klang seiner Stimme vermuten ließ.

  8. Tatsächlich versinke ich kurz in seinen Augen und als Antwort fällt mir nichts besseres ein als eben so ein „Soso…“ Wenn uns jetzt niemand unterbricht gehöre ich für einen Augenblick nur ihm. Bis die Wirklichkeit wieder einsetzt und ich mich (und ihn) frage, ob das hier denn der geeignete Ort für Süßholzgeraspel ist, und ob uns denn der Hauptmann nicht schon längst zurück erwartet.

  9. Auf dein „Soso“ umspielt plötzlich ein kurzes, aber sehr verschmitztes Grinsen sein Gesicht. Garvin wirkt auf einmal um so vieles sympathischer und eure Blicke bleiben aneinander hängen, nachdem ihr beide noch einmal verstohlen um euch geschaut und euch versichert habt, dass die Versehrten ihre Augen geschlossen haben.
    Er macht einen weiteren Schritt auf dich zu, scheint aber noch nicht vollkommen davon überzeugt zu sein, dass auch du ihm hier gerade tatsächlich Avancen gemacht hast und zögert. Du schaust ihm weiter tief in die Augen, hältst es dann aber doch nicht mehr aus und drehst dich verlegen beiseite: „Ich frage mich, ob das hier der geeignete Ort für … Süßholzgeraspel … ist. Erwartet uns Hauptmann Weidenfeller nicht schon längst zurück?“

    Aus dem Augenwinkel bemerkst du, dass Garvin darauf nervös mit den Fingern nestelt, dann aber herankommt, dein Kinn mit Daumen und Zeigefinger ergreift und deinen Kopf wieder zu sich dreht: „Der hält es bestimmt noch etwas aus zu warten. Hattest du nicht eben etwas von Kräutersuche im Wald erzählt?“

    Seine Worte sind eher geflüstert als gesprochen und ein klein wenig Angst scheint darin mitzuschwingen. DIESER Garvin hat jedenfalls nur sehr wenig mit dem gemein, der dir eben noch so militärisch seine Ausbildungsstätte vorgetragen hat.

  10. Ich beiße mir nervös auf die Lippen. Ob ich das alles so gewollt hab? Jedenfalls ist es sehr aufregend, wie ich diesen Garvin so verwandeln konnte, und gerade hab ich keine Lust damit aufzuhören. Mit einer Stimme, die mir nicht ganz gehorchen will antworte ich „Tatsächlich hätte ich jetzt große Lust, mit dir in den Wald zu gehen.“ und unterdrücke den Drang ihn hüpfend an der Hand mit mir davon zu ziehen. Stattdessen packe ich falls er entsprechende Zustimmung signalisiert rasch mein Zeugs zusammen, (auf gar keinen Fall lasse ich meinen Stecken hier zurück) und lasse mich dann ordentlich von ihm Eskortieren. Bei dem Weg aus dem Lager hinaus, überlasse ich im die Führung, immerhin weiß ich nicht einmal abzuschätzen, ob das Verlassen des Lagers verdächtig wirkt oder nicht.
    Für den weiteren Verlauf: Mirya ist ja in romantischer Hinsicht noch ziemlich unbefleckt, wird also eher weniger die Initiative ergreifen. Sie reizt eher das spielerische an der Sache, und wird probieren, wie sie Garvin weiter aus der Reserve locken/ aus der Fassung bringen kann. Sollte er in irgendeiner Form zu grob oder zu fordernd werden, weiß sie sich wohl zu wehren.

  11. Damit ich nicht den ganzen Tag weiter darüber nachdenken muss sende ich dir hier noch ein paar gedankliche Nachträge/Stichworte/Anregungen:
    – außerhalb der Hörweite vom Lager (wenn es denn überhaupt soweit kommt) und an einer einigermaßen trockenen Waldstelle (erinnere ich mich da nicht an klamme Nächte im Nieselregen) frage ich z.B. unschuldig „Nun, was waren das für Dinge, von denen du eben sprachst?“
    – da der feuchte Waldboden nicht gerade einladend ist, bin ich ziemlich sicher, dass über Küssen und enges Halten hinaus körperlich nichts passiert
    – auf das Kuss-Experiment bin ich sogar ziemlich gespannt, gerade weil das mit Beorn ja so irgendwie schief lief…
    -je nach Ausgang der Situation ist Mirya natürlich in großer Versuchung hinterher nicht wieder ins Lager zurück zu kehren.

    ja… jetzt überlass ich dich weiter deiner schreiberischen Kreativität.

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