ein neuer Tag beginnt *18*

Du landest das Board und lässt dich gegen den Stein sinken. Schon während des letzten Teil des Fluges hatte sich der feste Griff der Wesira etwas gelockert und kurz vor der Landung hatte sie sogar verstohlen beide Hände zu den Seiten ausgestreckt. Nun steht sie entgegen deiner Befürchtung völlig ruhig da und schaut sinnierend in den Himmel, dein gemurmeltes Angebot sich doch einen Moment hinzusetzen und auszuruhen scheint sie gar nicht gehört zu haben. Verträumt sieht sie in Richtung Sonnenaufgang und auch du lässt deinen Blick himmelwärts wandern und deine Gedanken schweifen. Dann schließt du die Augen, um deinen Kopf frei zu bekommen, und Ruhe kehrt ein. Immer tiefer sinkst du in die angenehme Dunkelheit hinter deinen Lider. Und tatsächlich musst du einen Moment eingenickt sein, denn ein glockenhelles Lachen lässt dich hochschrecken. Dich fröstelt es, immer noch klamm kleben deine Gewänder an deinem Körper, daran hat auch die Sonne, die nun kräftiger auf dein Gesicht scheint noch nichts ändern können. Fluchend springst du auf und willst Board und Wesira greifen, um dich schleunigst auf die Suche nach Yali und dem Schiff zu machen. Du kneifst geblendet die Augen zu, als du dich umschaust. Du stehst allein auf dem Plateau, von Brett und Wesira keine Spur!
Ein erneutes Jauchzen lässt dich aufblicken und du traust deinen Augen kaum: Dort, haushoch über deinem Kopf steht die Wesira auf deinem Brett und dreht vergnügt immer größer werdende Kreise in der Luft. „He!“ Entfährt es dir, doch sie scheint so in das Erlebnis vertieft, dass sie dich gar nicht bemerkt. Erst ein lauter gerufenes „Kommt sofort da runter!“ bringt sie dazu schließlich wieder neben dir zu landen. Die pure Freude steht ihr ins Gesicht geschrieben, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal auf einer Pferdekutsche fahren durfte. Mit vom Wind zerzausten Locken strahlt sie dich an: „Das ist höchst vergnüglich! Ein mirakulöses Brett, das er da hat!“ Und damit reicht sie dir dein Board entgegen.Karte Bootsüberfall

Veröffentlicht von Mirya

Ein lebensfrohes kleines Bündel, das üblicherweise nicht auf den Mund gefallen ist, gute Gesellschaft ebenso wie gutes Essen genießen kann, und die sich wünscht es ginge immer allen überall gut.

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6 Kommentare

  1. „Bei der Herrlichkeit Satuarias und den Lenden Levthans“ entfährt es mir unwillkürlich. Ich bin völlig überrumpelt und starre abwechselnd die Wesira und das Board an, ohne das mir entgegengestreckte Stück Holz tatsächlich zu ergreifen.

    Einige Herzschläge später besinne ich mich dann aber der Situation, stutze kurz und als ich feststelle, dass ich wahrhaftig nicht träume, ergreife ich das Board wieder.

    „Wie habt Ihr … wie konntet Ihr … Ihr seid …“ stottere ich fragend.
    Sie muss magische Fähigkeiten besitzen, sonst hätte sie doch niemals vom Boden abheben können. Viel mehr muss es sich sogar um eine Schwester Satuarias handeln, überlege ich und meine Gedanken überschlagen sich beinahe. „Wie habt Ihr das nur gemacht?“ frage ich noch einmal, mein Gestottere sortierend.
    Dann aber besinne ich mich der Tatsache, dass sie mir auf meine Frage keine Antwort geben kann, weil sie sich ihrer ja gar nicht bewusst ist.

    Der kurze euphorische Moment verfliegt, weicht einem seltsamen Gefühl von Mitleid und Bedauern, und ich straffe mich um meinen Plan vom Rückflug wieder aufzugreifen. Welche Überraschung dort auch immer als nächstes auf mich warten mag …

  2. Tatsächlich weiten sich Ihre Augen auf dein Gefrage hin zunächst unsicher, dann weicht ihr kindlicher Gesichtsausdruck wieder der leicht spöttischen Überheblichkeit, als sie die antwortet: „Nun ebenso wie er es tat, nehme ich doch an. Welch seltsame Frage.“ Du zuckst die Schultern und nimmst das Board entgegen:
    „Kommt, steigt auf und haltet euch fest. Wir müssen zurück zu Euren Leuten. Zu Eurer Halima! Halima? Eure Zofe! Erinnert Ihr euch?“ Wieder tritt dieser leere Gesichtsausdruck in ihre Augen und du bist fast sicher, dass sie sich nicht erinnert. Als du aber eine vage Geste in Richtung Mhanadi ausführst schüttelt sie vehement den Kopf: „Nein. Diese Richtung!“ und sie deutet den Westen, mhanadiaufwärts. „Diese Richtung ist richtig.“ „Wir müssen zurück an das Ufer, meinen Freund Yali müssen wir auch finden. Ich hoffe er steckt ohne mich in keinen allzu großen Schwierigkeiten.“ „Ich kenne all diese Leute nicht, von denen er spricht. Halima, Yali… Ich insistiere, dass wir unseren Weg in DIESE Richtung fortsetzen!“ und sie weist wieder Richtung Westen. Dein Mitleid weicht allmählich wieder dem Ärger und du bist drauf und dran sie einfach stehen zu lassen, wenn sie nicht bald auf deine Vorschläge eingeht, da wird eure Meinungsverschiedenheit durch Hufgetrappel unterbrochen. Noch ein Stück von euch entfernt kannst du zwei Pferde vom Fluss her herannahen sehen.

  3. Ich zerre die Wesira auf jeden Fall hinter den Felsen und drücke sie auf die Knie. „Duckt euch, Hochwohlgeboren!“ Ich möchte nicht, dass die Reiter unserer gleich Gewahr werden … erstmal abwarten, wer da so angeritten kommt.

    Wenn ich die Reiter eindeutig als die Soldaten der Wesira erkenne, mache ich aber auf uns Aufmerksam, sollte mir nicht irgendwas komisch oder verdächtig vorkommen.

  4. Ihr duckt euch hinter die Felsen und beobachtet die herannahenden Reiter. Schon bald wird dir klar, dass es sich nur um einen Reiter handelt, der ein zweites Pferd am Zügel mitführt. Noch ein paar Augenblicke später und du erkennst die Pferde als deine Pferde. Der Reiter hält im Galopp auf die Straße nach Mherwed zu. Und nun erkennst du auch den Reiter. Yali!
    Du springst aus der Deckung und fuchtelst wild mit den Armen um ihn auf euch aufmerksam zu machen. Er entdeckt euch und bringt die Pferde kurz darauf neben euch zum stehen. Keuchend springt er ab und mustert dich mit einer Mischung aus Freude und Ärger: „Du phexverfluchter Sohn eines übergeschnappten Löwenbändigers, du ahnst nicht wie froh ich bin dich hier zu sehen!“ Damit umarmt er dich einmal kräftig. Dann fällt sein Blick auf die Wesira, die hinter den Steinen hervortritt und seine Brauen ziehen sich zusammen. „Was hast du nur angerichtet?“ scheint er sagen zu wollen doch er sagt: „Wollen wir uns einen Moment zusammensetzen und unsere Geschichten teilen? Ich brenne darauf zu erfahren, was du auf dem Schiff der Banditen erlebt hast.“ „Und mich interessiert deine Geschichte nicht minder,“ antwortest du nachdem du seine herzliche Begrüßung erwidert hast, „aber sollten wir nicht einen gemütlicheren Fleck zum erzählen suchen, in meinem Anwesen? Und benötigen nicht die Begleiter der Wesira weiter unsere Hilfe? Wir waren gerade im Begriff dorthin aufzubrechen.“
    „Dort wirst du keine Hilfe mehr sein. Die Banditen sind geschlagen, und die Soldaten der Wesira wieder nach Mherwed aufgebrochen. Aber lass uns doch von vorne anfangen. Hier sitzen wir so gut wie sonstwo, und die Sonne soll uns derweil die nassen Kleider trocknen. Vielleicht finde ich irgendwo in meinem Kaftan auch noch… ach wer sagt es denn, hier, ein paar Datteln für die fleißigen Zuhörer. Aber beginnen wir von vorne, zunächst habe ich sehr lange am Ufer auf dich gewartet. Also gebührt dir den Anfang der Geschichte.“ Erst jetzt fällt dir auf, dass auch dein Freund durchnässt ist. Da er nicht bereit scheint von seinen Erkenntnissen zu berichten, bevor du etwas gesagt hast, gibst du schließlich nach.
    Ungeduldig setzt du dich und schilderst in aller Kürze deine Version der Geschehnisse auf den Booten. Yali wiegt schließlich bedächtig den Kopf hin und her. Dann beginnt er nach bester tulamidischer Tradition blumig ausgeschmückt seine Variante des Abends zu erzählen. Nachdem von dir eine Weile nichts zu hören und sehen war wurde er unruhig und begann nach einer Möglichkeit Ausschau zu Halten, wie er näher an die Boote kommt. Er fand ein kleines Beiboot, was wohl die Banditen benutzt hatten um auf die umliegenden Felsen zu gelangen. Damit ruderte er zu den Booten hinüber just in dem Moment wo das Schiff der Wesira in Sicht kam. Von dem kleinen Kahn aus beobachtete er ungesehen den Kampf, das Feuer, und auch eure Flucht in die Lüfte… „Erst wollte ich dir direkt hinterher, doch ich musste schauen, dass ich Land (oder in diesem Fall Wasser) gewinne. Sobald du mit der Wesira das Schiff verlassen hattest, begannen die Banditen nämlich den Rückzug anzutreten, und da deren Schiff fort war, sprangen die meisten über Bord und einige schwammen auch auf mein Bötchen zu. Da mir nichts besseres einfiel spang ich erstmal ins Wasser und tauchte soweit ich konnte vom Schiff weg. Ich verbarg mich kurz zwischen ein paar Felsen und konnte beobachten, wie das Schiff der Wesira wieder klar machte. Mir war so, als ließen sie am Ufer möglicherweise noch Männer aussteigen. Aber das Schiff drehte bei und fuhr wieder stromaufwärts. Da ich dir hinterher wollte machte ich mich nun auf den Weg am Ufer entlang und da hörte ich auch schon unsere Pferde wiehern. Sie sträubten sich heftig einem der ans Ufer geschwommenen stinkenden Banditen folge zu leisten, die klugen und edlen Tiere… Naja. Zu dritt haben wir ihn irgendwie überwältigt bekommen… und hier bin ich nun“ schließt Yali seine Erzählung und tätschelt dabei die Schnauze eines Pferdes, das sich über seine Schulter gebeugt hat. Inzwischen ist die Praiosscheibe weiter am Firmament aufgestiegen und ihre kräftigen Strahlen haben tatsächlich eure Gewänder weitgehend getrocknet. Die Wesira hat euren Erzählungen schweigend zugehört, allerdings gleitet ihr Blick immer wieder abwesend nach Westen.

  5. Ich muss mich zunächst einmal generell orientieren, denn ich bin gerade etwas verwirrt. Die Wesira war auf ihrem Weg von Mherwed nach Rashdul, richtig? Das Schiff heute morgen segelte Flussabwärts gen Rashdul.
    Wir sind auf der Flucht mit meinem Flugbrett in Richtung Mherwed davongeflogen, also ein Stück des Weges zurück, oder? Yali hat sich also auch auf den Weg in Richtung Heimat begeben um uns zu suchen, wenn ich das richtig verstehe.
    Und wohin blickt die Wesira grob? Da die Sonne über Mehrwed im Osten aufging nehme ich an ausgerechnet von der Stadt weg. Aber ist dies auch die Richtung in der Rashdul liegt?
    Und das Schiff der Wesira ist nach gewonnener Schlacht zurückgefahren nach Mherwed? Müsste es uns also alsbald passieren?

    „Herrin kommt. Ich helfe euch auf das Pferd und dann reiten wir zurück in die Stadt. Die ganze Aufregung war sicherlich zu viel für euch und ich denke Ihr solltet eure Weiterreise um einen Tag verschieben. Wir kehren zurück in meines Vaters Palast und von dort schicken wir nach eurer Garde um euch abholen zu lassen, wenn ihr wieder bei Kräften seid. Vertraut mir, das ist das beste für euch. Für uns alle.“
    Ich wende meine gesamte Betörungskunst auf, um die Wesira mit der mir in dieser Situation ruhigsten Stimme und dem melodischten Gesäusel davon zu überzeugen, dass wir nicht direkt nach Westen reiten können. Sanft ergreife ich ihre Hand und lasse meinen Daumen beruhigend über ihren Handrücken streichen. Dabei schaue ich sie vielsagend an.

  6. Nur nochmal zur Vollständigkeit die Karte angefügt. Überfall auf dem Fluss beim roten Punkt mittig. Ihr wart auf dem Hinweg ja am Fluss entlang geritten und hattet die Hauptstraße verlassen. Im gebiet des Überfalls ist (entgegen der Grünfärbung der Karte ;-)) das Gelände eher felsig und der FLuss bahnt eine Schneise. Über jene Felsen hinweg wart ihr bei eurer „Flucht“ hinauf geflogen, zum schlecht zu sehenden hellgrünen Punkt. Dort fand meine umständliche Schilderung der Himmelsrichtungen statt. Also Mherwed liegt nordwestlich (und flussaufwärts), Rashdul östlich und flussabwärts, und die Wesira deutete relativ westlich hin. Der Rückflug zum Flussufer hätte ja südöstlich geführt. Richtung Mherwed geht die Wesira mit, sei es aufgrund deiner Betörungskünste, oder weil es ja auch n tacken westlich liegt.

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