El’Karam (oder im lokalen Dialekt Al’Karram), die Stammesoase der Beni Kharram liegt oberhalb des Wüstenniveaus in den südlichen Ausläufern des Khoramgebirges. Die Oase speist sich aus einer Gebirgsquelle und bietet das ganze Jahr über reichlich Wasservorräte.
Sie zählt das Jahr über etwas mehr als 200 Einwohner (zu Zeiten der Stammestreffen deutlich mehr). Sie liegt günstig entlang der Handelsroute entlang der südlichen Gebirgsausläufer, ist aber auch über mehrere Steilpässe zu erreichen.

So etwas ähnliches könnte dir durch den Kopf gehen während eure Ponies den steilen Gebirgspfad erklimmen, hättest du nur im Landeskunde-Unterricht besser aufgepasst.
Einige Stunden reitet ihr schon bergan (wobei du den Begriff “reiten” hier etwas ironisch verwendest, berühren deine Füße doch bei jedem Schritt deines Reittieres fast den Boden), als endlich die ersten befestigten Gebäude in Sicht kommen. Zu deiner Enttäuschung ist der Gepard nicht wieder aufgetaucht, und Rashid drängte dich zum Aufbruch, als die Sonne immer höher stieg. Inzwischen ziehen mit euch heiße Winde aus der Wüste die Gebirgsausläufer hinan, und du freust dich, als schließlich erste grüne Felder und Palmen von der Nähe der Oase künden.
Unübersehbar vor dem Ortseingang gelegen ist das mehrstöckige, rechteckige Lehmgebäude der Karawanserei zu erkennen. Die hohen geraden Mauern und der mit Zinnen versehene Wehrgang, der das komplette Dach umgibt erwecken einen trutzhaften, kämpferischen Eindruck. Im Vorbeireiten erhascht ihr durch das Eingangstor einen Blick auf einen großen Innenhof, der bis auf einen Brunnen und eine dort Wasser holende Frau gerade leer ist.
Ihr reitet einmal bis in den Ortskern. Es gibt hier einige aus Lehm errichtete Häuser (und den Palast des Scheichs mit der Lagerhalle, dem Funduq) die von Handwerkern verschiedener Professionen bevölkert sind. Die Mehrzahl der Anwohner hat jedoch Zelte aufgeschlagen, und du vermutest, dass Kaufleute und Schafhirten hier teilweise noch den nomadischen Traditionen folgen und nur einen Teil des Jahres hier in der Oase verbringen.
Vor dem Palast befindet sich ein Platz, auf dem du eine Zisterne erblickst. Mehrere Bewässerungsschächte führen von hier strahlenförmig zu den Häusern. Der Platz wird von Dattelpalmen beschattet, und in den umliegenden Ebenen erblickst du Hirsefelder, Schafherden und geschäftige Menschen.
Zwar ist es nicht vergleichbar mit dem Treiben in einer großen Stadt wie Mherwed aber die Geräusche von schwatzenden Menschen, hämmernden Schmieden und weinenden Babies lösen in dir eine tiefe Beruhigung aus. Du bist in einer menschlichen Siedlung, und unter Menschen fühlst du dich mehr zuhause, als in der Einöde. Von irgendwo steigt der Duft gebratenen Curries in deine Nase.
Du bist von deinem Pony geglitten und ihr beide nähert euch der zentralen Zisterne, einem Impuls folgend, euren Durst zu stillen. Und schon wird dir wieder unmissverständlich klar gemacht, dass hier in der Zivilisation andere Regeln gelten als in der Wildnis: Ein bewaffneter Wüstensohn tritt an dich heran, und bittet dich freundlich aber unmissverständlich dies Wasser hier nicht zu verunreinigen. Er beschreibt dir den Weg zur Karawanserei, wenn du dein Reittier tränken möchtest, oder aber zu einer der verschiedenen Gaststuben (auch in der Karawanserei gibt es eine), wo du deinen eigenen Durst stillen magst, mit Wasser oder dem Saft der Kaktusfeige, der als lokale Leckerei gilt. Er heißt dich als Gast herzlich willkommen in der Oase El’Karam, dies auch im Namen des Scheiks Alrik ben Sarhidi.
Möchtest du das Gespräch mit ihm Fortführen, oder deine Suche an einer anderen Stelle fortsetzen?

Veröffentlicht von Mirya

Ein lebensfrohes kleines Bündel, das üblicherweise nicht auf den Mund gefallen ist, gute Gesellschaft ebenso wie gutes Essen genießen kann, und die sich wünscht es ginge immer allen überall gut.

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2 Kommentare

  1. “Seid bedankt edler Herr für die freundliche Begrüßung” werfe ich ihm freudig und gänzlich ohne Ironie in der Stimme entgegen, bin ich doch dankbar für eine normale Konversation, einen zivilisierten Menschen und eine freundliche Grundhaltung. Für einen kurzen Augenblick sind mir all meine Vorurteile egal.

    Meinen ehrlich freudigen Gruß unterstreichend deute ich eine höfliche Verbeugung an. “Sagt, ihr scheint hier in El’Karam den Überblick zu haben. Ich verlor meine Karawane in einem Sandsturm, der uns vor einigen Tagen überraschte.” Ich halte kurz inne. “Mheleks Karawane. Sicher kennt ihr ihn. Könnt ihr mir sagen, ob sie wohlbehalten hier eingetroffen sind?”

    Für jeden Anhaltspunkt über den Aufenthalt der Gruppe oder eines Teiles der Gruppe bin ich dankbar und werde dann zunächst diesen Hinweisen nachgehen. Sollte mein Gesprächspartner mir nichts sagen können wende ich mich dem Karawanserai zu. Ohnehin halte ich es für am wahrscheinlichsten dass die Gruppe sich hier aufhalten wird. Dort höre ich mich weiter um und schaue, ob wir kostenfrei unsere Pferde (und uns) tränken können.

    Rashid bitte ich von jetzt ab mir die Führung zu überlassen. Ich ermahne ihn, dass es in einem Dorf wie diesem andere Regeln gibt als bei ihm daheim und er sich deshalb jetzt zurückhalten soll.

  2. „Die Karawane von Mhelek, ja“, gibt der Wachhabende sichtlich geschmeichelt ob deiner honigsüßen Worte zur Antwort: „Ich fürchte, sie sind gestern weiter Richtung Keft gezogen. Aber fragt in der Karawanserei nach, ich denke nicht alle Mitglieder konnten die Karawane begleiten. Man hat einen Dieb dem Kadi überantwortet, wenn ich richtig gehört habe. So habt ihr tatsächlich einen Sandsturm überlebt, Effendi? Tut mir doch den Gefallen, richtet meinem Vetter Ishaban, dem Betreiber der Karawanserei die besten Grüße von mir, Tarek, aus. Ein Mann wie Ihr sollte Gast der Oase sein. Ihr seid sicher durstig, und wer so fürstlich dem Sinn der Wüste trotzt wie ihr, sollte fürstlich logieren. Erquicket euch und euer Tier bei meinem Vetter, und ich bin sicher, er wird euch auch ein Bett für die Nacht zu weisen wissen. Für das Nachtessen seid bitte mein Gast! Ich bin begierig von euren Abenteuern zu hören.“
    Mit diesen Worten verabschiedet er dich und du wendest dich Richtung Karawanserei (neuer Post)

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