Schließlich drückst du entschlossen das große Tor auf, dass dich zu den Ställen führt. Schon beim Herannahen hattest du deine intuitive Annahme Pferdeställe vorzufinden gedanklich korrigiert, denn es dringt dir allerlei Gemecker, Geblöke und Geschnatter entgegen.
Die Ställe beherbergen offensichtlich all das an Viehzeug, was einem gediegenen Magus gut schmeckt, oder was Milch und Eier liefert. Die Tiere sind zwar alle ordentlich in ihren jeweiligen Gattern, sind aber in heller Aufregung und verursachen eine ganze Menge Lärm. Es kostet dich einiges an Anstrengung dich bemerkbar zu machen, den versprochenen Quartiermeister kannst du nämlich nirgends entdecken. Erst nach mehrfachen lauten Rufen vernimmst du aus dem hinten gelegenen Räumen ein donnerndes „Jaha“. Und es nähern sich schlurfende Schritte. Eine tiefe Stimme grollt: „Was ist denn so dringend – oh, ein gelehrter Herr – verzeiht! Ich hoffe euer Auge nimmt keinen Anstoß an meinem Aufzug, die leidige Pflicht hat mich just voll in Beschlag“. Es kostet dich einiges an Selbstbeherrschung deine höfischen Umgangsformen zu wahren, denn was da um die Ecke geschlurft kommt erschreckt dich zutiefst: Ein bulliger Tulamide mit finsteren Augen der sogar noch Rachmud den Flusspiraten an Masse übertrifft. Über lederner Arbeitskleidung und schweren Stiefeln trägt er eine blutverschmierte Schürze, an der eben seine rot überströmten Hände abwischt. Er legt ein Hackebeil beiseite und streckt dir die rechte Hand entgegen, besinnt sich dann aber selbst eine Besseren und grüßt nur mit an die Stirn gelegtem Zeigefinger und kurzem Nicken. „Yussuf, Stall- und Quartiermeister, und wie Ihr seht ganz in den Festvorbereitungen. Und mit wem habe ich die Ehre?“
Du solltest außerdem bitte eine CH-Probe ablegen um Ramal im Zaum zu halten, der wie wild geworden um dich herumtänzelt und die Zähne bleckt.
“Shhh, ruhig mein Guter” raune ich Ramal zu und kann seine Gier damit wohl im Zaum halten (CH-Probe gelungen).
“Yussuf, verzeiht meinem Gefährten hier sein Benehmen. Zu verführerisch sind eure Vorbereitungen auf das Fest für einen Geparden.” Ich mache eine Kunstpause.
“Cherek ist der der Name. Aus Fasar. Euer beeindruckender steinerner Wächter schickte mich zu euch. Ich bin Gasthörer und soll im Schlafsaal der dämonologischen Candidati untergebracht werden. Er verwies mich an euch und deshalb dringe ich hier so unverfroren ein und halte euch von eurer Arbeit ab.”
Ich probiere nach wie vor die Methode ausgesuchter Höflichkeit und großen Respekts. Solange ich nicht den Eindruck habe einen Novadi vor mir zu haben gelingt mir das auch trotz seines erschreckenden Äußeren auch ganz gut. Bei einem echten Novadi verändert sich mein Ton ins verächtlich, überhebliche …
Yussuf beobachtet beeindruckt, wie du Ramal zur Ruhe bringst. „Es ist eine Freude zu sehen, wie euch das Tier gehorcht, Studiosus Cherek! Ich muss schon sagen. Mutig von euch, ihn hier mit rein zu nehmen. Sehr beeindruckend… Ihr habt nicht vielleicht trotzdem Interesse an ein paar Innereien und weniger edlen Teilen?
Ich schaue Yussuf zunächst vollkommen verständnislos an. Erst im zweiten Moment kommt mir in den Sinn dass er mir die Innereien für Ramal geben möchte. Ich schaue meinen Vertauten fragend an. Sollte ich das Gefühl haben ihm läuft bei der Aussicht das Wasser im Mund zusammen nicke auch ich freudig. „Sehr gern. Vielen Dank Yussuf.“
Ramal schaut dich freudig an und so äußerst du deine Zustimmung, worauf Yussuf wieder zum Hackebeil greift und um die Ecke verschwindet. Etwas verdattert bleibst du zurück, aber nur wenige Momente später kommt er mit einem Eimer zurück, dessen Inhalt du dir lieber nicht genauer anschaust, der Ramal aber sehr erfreut.
Yussuf beäugt dich scheel.
„Der Schlaftrakt der dämonologischen Candidati befindet sich im dritten Stock in der Außenmauer in die Richtung.“
Er weist dir die Richtung, die du schon kennst. „Ich werde mich kurz waschen und euch dann ein paar Dinge geben… Sagt, stimmt es eigentlich, was man sich erzählt, dass die Magier in Fasar so unsagbar reich sind?“ unterbricht er sich, mit einem Seitblick auf Ramal und den Eimer.
„Ähh, nein“ antworte ich einen Hauch hektisch. „Nicht das ich wüsste.“
„Gerüchte Yussuf, Gerüchte“ setze ich schulterzuckend ein wenig misstrauisch hinterher.