Larissia hört dir ernst und aufmerksam zu. Bei deinen Ausführung über die Spielarten der Magie nickt sie bedächtig mit dem Kopf. Als du dann zu deinen Spekulationen über Dunchabans Verhältnis zu Sturm kommst, fällt ihre Kinnlade herab. In Ihren Augen liest du die Erkenntnis einer Wirklichkeit, die sie sich selber bisher verwehrt hatte zu sehen. Die Bitterkeit dieser möglichen Wendung verbindet euch auch ohne weitere Worte. Da reißt euch eine schneidende Stimme aus der Welt der Spekulation zurück in die Gegenwart:
„Ein interessanter Gedanke, nicht wahr? – Und doch habt ihr alles durcheinander gebracht!“ Ihr fahrt herum. Dunchaban lehnt im Türrahmen. Sein Gesicht lässt keinen Rückschluss darüber zu, seit wann er dort schon steht. „Wer war Künstler, wer war Werkzeug? Wer benutzte wen? Komplexe Magie kann ja sooo komplex sein…“ Sein Tonfall wechselt ins Plaudernde: „Ich bin noch einmal zurückgekommen, weil mich etwas irritierte, dass du nach dem Frühstück sagtest, Holdeste“, trällert er, und nähert sich dabei Larissia, „du fragtest, ob du von dem Obst etwas mitnehmen könntest, für dich und Dscheridan… und ich bejahte, war ich doch zu sehr von Freude über deinen Sinneswandel erfüllt, um aufzuhorchen… es war erst auf halben Weg zum Festplatz, als ich begriff, was genau an deinen Worten mich störte…“ Er streichelt grinsend Larissias Wange – sie weicht schaudernd zurück. „Dscheridan – Cherek – was ist schon ein Name… Wenn da nicht dieser Bey aus Mherwed wäre, der schon seit Wochen versucht, meine Pläne zu durchkreuzen!“ Bei diesen Worten hat er dir ruckartig den Kopf zugewandt und fixiert dich wie ein Raubvogel. „Es mag dir kurz gelungen sein, mich zu täuschen, Bey Dscheridan ben Yussuf, aber wisse, dass ich dich jetzt durchschaut habe! Du hälst dich wohl für besonders gerissen, dich hier direkt unter meinen Augen zu verbergen? Aber es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu vernichten! Und wer weiß, vielleicht tue ich es ja an genau dem selben Tag, an dem ich noch einen viel älteren Feind endgültig besiege…“ Er lächelt siegesgewiss und selbstgefällig.
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Noch nie habe so starke Emotionen in mir gespürt. Unbändiger Hass steigt in mir auf. Welch Selbstgefälligkeit, welch Egozentrik. Welch nach innen gekehrter Blick. Und doch: Auf eine absurde Weise habe ich diesem Mann sogar zu danken, ist er doch für den Beginn einer Veränderung zum besseren verantwortlich. Und das gibt mir Mut, gibt mir die Kraft den Geparden in mir zu erspüren der keine Angst vor einer rasselnden Viper hat, selbst wenn der Atem der Mutter mich zu wenig streift um meinen Gefühlen magische Gestalt zu verleihen.
Ich erhebe mich. Sachte. Defensiv. Ich richte mich auf, nicke Dunchaban dann mit einer Mischung aus Höflichkeit, Ergebenheit und subtilem Spott zu. Meine Gedanken rasen. Ich fasse einen Entschluss: Wie zufällig lasse ich meine Hände auf meinem Gewand ruhen, nahe bei den Datteln. Ich werde mir eine Dattel in den Mund schmeißen und uns in die große Halle wünschen. Dunchaban scheint sich seiner Sache so sicher, dass ich den Vorteil der Überraschung auf meiner Seite sehe. Ich bin mir sehr sicher, dass Dunchaban nicht damit rechnet körperlich angegriffen zu werden. Noch während ich meinen Wunsch ausrufe (in der Hoffnung dass für den Winddschinn meine Fessel kein Problem darstellt) ramme ich Dunchaban mit meinem vollen Körpergewicht, schmeiße mich auf Larissia und schließe sie fest in die Arme. Um nichts in der Welt lasse ich Ramal hier zurück. Wir müssen ihn holen um dann aus dieser verfluchten Akademie zu fliehen.
Doch das tue ich erst, wenn Dunchaban anstalten macht nach seinen Wachen zu rufen, magisch zu gestikulieren beginnt oder sonst eine neue Aktivität startet. Für den Moment möchte ich uns Zeit verschaffen – mich seelisch auf meinen Plan vorbereiten, den rechten Moment abpassen und gleichsam an seine Eitelkeit appellieren und ihn ins plaudern bringen. Vielleicht erfahren wir noch mehr über diesen großen Plan oder Details über Larissia. In Tulamidya spreche ich und lasse ihn dabei nicht einen Lidschlag aus den Augen:
“Großwesir Dunchaban. So scheint es denn, dass mich mein Hochmut zu Fall brachte. Ja, hier bin ich. Bey Dscheridan ben Yussuf. Dsche, wenn ihr gestattet. Und offenbar ist es an der Zeit sich seine Niederlage einzugestehen. So erhellt denn einen minderen Geist, wie es sich mit der komplexen Magie verhält.”
[Dunchaban soll mich ruhig in falscher Weise zu durchschauen glauben, dass ich zu Stolz bin meine große Angst zu zeigen. Er soll es genießen mit seinem zappelnden Fisch zu spielen der durch kokettieren seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen sucht. Je sicherer er sich fühlt desto besser. Sollte er zügig oder noch ehe ich zu sprechen beginne das Geplänkel abbrechen so setze ich meinen Plan denn sofort um. Falls es überhaupt soweit kommt. Schön wäre auch ein finaler Ausruf wie “Eure Rache wird noch warten müssen” oder “Schade dass wir nicht dabei sein können” oder eine geeignete Erwiderung auf seinen Schlusssatz.]
Dein Plan geht auf. Dunchaban scheint sich sehr überlegen zu fühlen und mustert dich herablassend:
„Die genauen magischen Zusammenhänge übersteigen sicherlich dein Auffassungsvermögen- bist du doch nichts als ein Dilletant, der ein paar Tricks der Zahori aufgeschnappt hat. Aber du hast meinen Gast mit deinem Gerede völlig verunsichert und geängstigt und sie verdient es nicht, in dieser Ungewissheit zu schwelen – ja, ich denke, ihr sollt hören, was sich damals zugetragen hat..“ sein Blick ruht lange auf Larissia, bevor er fortfährt: „Sie ist ihrer Mutter wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten… Phelippa di Meboccio… Es war vor etwas mehr als 18 Götterläufen, als ihre Reisen sie hierher führten. Sobald ich sie das erste Mal sah, wusste ich, sie wird mein. Ihre Schönheit war atemberaubend, ihre duftenden Locken und ihre schneeweiß schimmernde Haut sorgten dafür dass manch ein junger Mann seinen Verstand verlor, wenn sie nahte. Ja, sie war die strahlende Perle des Nordens, und ein nichtssagender junger Magister, wie ich es damals war, musste sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ihre Liebe zu Geschichten und Musik schließlich, inspirierten mich zu meinem Meisterwerk. Ich schuf ein Artefakt, einen Anker für einen mächtigen Dschinn. Eine Glocke, mit so reinem Klang, dass sie die Sphären zu überbrücken mag und diesen mächtigen Diener innerhalb eines Wimpernschlages herbeiruft, wo immer er gerade sei. Dies sollte mein Hochzeitsgeschenk für sie sein, die Gewissheit, dass eine Frau an meiner Seite sich jeden Wunsch zu erfüllen vermag. Doch zunächst musste ich sie für mich gewinnen. Mein neuer magischer Diener half mir dabei. Er lieh mir seine Stimme, und viele meiner Lieder und Gedichte an Phelippa stammen aus seiner Feder.“ Sein Blick verfinstert sich. „Wie jung und naiv ich war! Beflügelt von unserem Erfolg ließ ich dem Dschinn immer mehr Freiheiten. Als hätte ich nicht in sämtlichen Schriften Warnungen über die Verschlagenheit der Elementare der Luft gelesen… Und natürlich kam es wie es kommen musste: Der Diener betrog den Herren. Eines Nachts stahl er sich davon. Er entzog sich meinem Zugriff und nahm sie mit sich! Meine Geliebte, und mein meisterliches Artefakt. Einem Dschinnen kannst du niemals trauen, Dscheridan, merke dir diese Worte…“ Er holt tief Luft. Ein Schatten überzieht sein Gesicht: „Ich habe nach ihm gesucht! Lange. Unermüdlich. Und als ich ihn schließlich fand, führte er mich erneut an der Nase herum. Er hat dafür gesorgt, dass ich niemals zu ihm hinein kann!“ Er schnaubt abfällig: „Nun, also sorgte ich dafür, dass keiner mehr zu ihm hinein kommt. Sollte er doch vor Langeweile verrückt werden, denn er hat sich schließlich selbst eingesperrt! Als er die Glocke mit in die Welt der Dschinnen nahm, riss er ein Stück aus unserer Spähre mit sich. Solange die Glocke dort ist, stülpt sich diese Verbindung zu ihm hinein, und er kann niemals in seine Dschinnensphäre weiterreisen. Und ohne die Glocke zurückzubringen kann er unsere Welt nicht betreten.“ Er lacht freudlos.
„Es schien lange so, als würden wir zwei uns für den Rest unserer Existenz gegenseitig belauern, doch dann wendete das Blatt sich überraschend, und ich erfuhr von IHR.“
Er euch während dieses Monologs umrundet und wendet sich jetzt Larissia zu. Für dich die optimale Gelegenheit, deine Hand unbeobachtet in deine Tasche wandern zu lassen. Du greifst eine der Datteln und hälst sie in der Hand verborgen. Dunchaban holt ebenfalls etwas aus seiner Tasche und wedelt damit vor Larissias Nase herum. „In einer Lieferung von feinem Schreibpapier aus Vinsalt fand ich dies hier! Eine rührende Geste von Signor Meboccio, allen seinen Handelspartnern die Freude über deinen bevorstehenden Jahrestag anzuzeigen. Der Kupferstecher hat dein Gesicht wirklich vorzüglich abgebildet. Ich hielt es zuerst nicht für möglich. Erst dachte ich Phelippa wäre irgendwie wieder aufgetaucht, und dann begriff ich! Ein Kind, und, dem Geburtsjahr nach, möglicherweise mein Kind!“ Zärtlich greift er nach ihrem Kinn, dreht ihr Gesicht zu sich und schaut tief in ihre Augen. Larissia schaudert. Dann lässt er die Hand wieder sinken und spricht weiter: „Und doch, ist mehr von ihm in dir, als von mir.“ Hinterlistig funkeln seine Augen, als er fortfährt: „Es muss furchtbar sein, so zwischen den Welten zerissen zu sein. Und der grausame Dschinn ruft ständig nach dir! Er mag vielleicht so etwas wie dein Vater sein, aber glaube nicht, er meint es gut mit dir! War dein Ausflug in seine Welt dir nicht Lehre genug? Verhungert wärst du wenn Maruch dich nicht gerettet hätte. Oder an Erschöpfung gestorben. Alleine wirst du niemals lernen, deinen beiden Seiten gerecht zu werden. Aber ich kann dir helfen. Es ist dein Schicksal, Mädchen, die langgehegte Feindschaft zwischen mir und den Luftgeistern zu beenden! Vereine dich mit mir, und ich kann sogar deinem Vater vergeben!“ Er kniet vor Larissia nieder: „Werde meine Schülerin, und gemeinsam werden wir Mächte erforschen die bisher jenseits deiner Vorstellungskraft liegen!“ Larissia starrt ihn ungläubig an. Dann spuckt sie vor Dunchaban auf den Boden und steht auf.“Niemals! Niemals werde ich dir bei deinen finsteren Plänen helfen, was auch immer sie seien!“ Wutentbrannt springt Dunchaban auf die Füße zurück. Wut lodert in seinen Augen, trotzdem zwingt er sich die nächsten Worte so eisig wie möglich auszusprechen: „Ganz wie du willst. Es hätte soviel angenehmer für dich sein können… Ich hatte gehofft, du wärst klüger als dein Vater. Ich habe Geduld mit dir walten lassen, aber dies war mein letztes freundliches Angebot. Wisse dies: In 2 Tagen findet eine wichtige Zeremonie statt, an deren Ende ich zum Herrscher aller Luftelementare werde – du bist ein zentraler Teil dieser Zeremonie – ob du mir nun freiwillig hilfst, oder nicht!“
Wahn lodert in seinem Gesicht, seine Stimme ist bedrohlich. Selbst die Bediensteten sind soweit wie möglich zurückgewichen. Larissia steht mit aschfahlem Gesicht vor Dunchaban. Ihre Lippen bewegen sich stumm. Die Luft prickelt Magie. Die Atmosphäre im Raum verdichtet sich, als auch Dunchaban sich anschickt, einen Zauber zu formen. Da wirfst du dich mit voller Kraft seitlich gegen Dunchaban. Dieser taumelt zu Boden und du ziehst rasch Larissia an dich. Noch einmal wendest du dich zu Dunchaban, der sich zornig aufrappelt: „Ihr habt Recht, Ihro Vize-Spektabilität, ich verstehe von den Magischen Details nicht allzuviel. Jedoch bedaure ich zutiefst, eure Krönungszeremonie stören zu müssen, da wir beide daran nicht teilzunehmen gedenken!“ Rasch zerbeisst du die Dattel. „Bring uns zur großen Halle, bitte!“ formulierst du deinen Wunsch. Ein Luftwirbel formiert sich, aber er hebt dich nicht unmittelbar in die Lüfte. Stattdessen formiert sich im Luftstrudel ein Gesicht auf eurer Augenhöhe. Er wendet sich Larissia zu: „Herrin? Kommst du nicht wieder nach Hause?“ Larissias Stimme klingt fast so rauschend wie die des Windkinds als sie antwortet: „Bald, aber nun hilf uns – rasch, ich bin nicht stark genug!“ „So sei es!“ Der tosende Wirbel hebt euch eilig aus dem Fenster, dann jedoch werdet ihr langsamer, und du spürst einen Widerstand an deinem Bein. Die Kette an der Fußfessel hat sich gespannt, und quietschend rutscht der Divan hinter euch her auf das Fenster zu, bis er sich schließlich in der Öffnung verkeilt. Das Windkind zerrt wütend daran und zetert: „Gegen Eisen bin ich machtlos, aber das muss doch abgehen!“ Wieder und wieder zerrt es an der Kette. In der Fensteröffnung erscheint Dunchaban. Blind vor Raserei klettert er über den Diwan und greift nach der Kette, just in dem Moment als krachend der Diwan zersplittert. Die Kette saust aus dem Fenster und Dunchaban wird mitgerissen. Dein Fußgelenk durchzuckt ein stechender Schmerz unter seinem Gewicht. Der Magier versucht grimmig sich festzuklammern, verliert jedoch den Halt und rutscht an der Kette in die Tiefe. Unter wüsten Verwünschungen landet er in der Hecke vor seinem Palast (gegenüber vom Haupteingang der großen Halle).Ihr aber werdet eilends in die große Halle hinein getragen. Die Zuschauerreihen des Amphitheaters sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Ganz vorne sitzen, nach Jahrgängen sortiert die Adepten und Scholaren sowie das Kollegium, dahinter Gäste und Bedienstete. Auf der Bühne beendet gerade ein Chor junger Adepten seine Darbietung. Im Bühnenhintergrund sitzen, in Festroben gekleidet, die Absolventen. Die Chorsänger kehren unter Beifall auf ihre Plätze zurück und eine Magistra tritt an ein festlich dekoriertes Rednerpult.Der beste Landeplatz ist gerade mitten auf der Bühne – und genau dort setzt euch der Luftgeist auch ab. Beim Auftreten schießt dir ein heißer Schmerz in das Bein mit der Fußfessel (5 SP) und dir kommen Zweifel, wie schnell du rennen können wirst. Doch zunächst hast du ja eine andere Sorge: Ramal. Viel zu lange fühlt es sich an, bis du ihn endlich in der Menge entdeckt hat, dann jedoch durchflutet dich ein Gefühl der Zuversicht, als sich eure Blicke treffen. Er liegt etwa 4 Sitzreihen von euch entfernt zu Füßen Neraidas. Als er dich entdeckt springt er freudig auf die Läufe und stellt aufmerksam die Ohren auf. Was signalisierst du ihm?Und fast gleichzeitig wird deine Aufmerksamkeit schon wieder anderweitig beansprucht, die Rednerin hat das Pult verlassen und eilt auf euch zu. Wenigstens ein bisschen scheint dir Feqz gewogen – es handelt sich um Elizeth. „Cherek! Was hat dies zu bedeuten?“ raunt sie dir zu, während sie entschuldigend in die Menge lächelt.
Als mir Ramals Freude entgegen schwappt wächst abermals die Zuversicht in mir und lässt mich einen Lidschlag lang den Schmerz vergessen. Ich signalisiere ihm herzukommen und dass er sich beeilen soll.
Ich löse Larissia aus meiner Umarmung und hektisch ergreife ich die hinderliche Kette auf der Hälfte so dass ich sie zumindest nicht hinter mir her schleifen muss. Gleichzeitig schaue ich mich weiter beinahe panisch um. Elizeth! Pheqz sei es gedankt, denke ich und zische: „Dunchaban will meinen Kopf.“ Meine Gedanken rasen. Wenn ich uns zurück zu Birshen wünsche ist unser letzter Flug verbraucht und wir kämen niemals schnell genug hierher zurück um vielleicht Schlimmeres zu verhindern – so wir das denn wollten. In der Akademie verstecken erscheint beinahe unmöglich, jetzt wo mich wohl ein jeder hier gesehen hat. In das Gebäude hinein kommen wir aber unmöglich ohne fremde Hilfe. Und abermals denke ich „Elizeth“. Während ich schon Larissias Hand ergreife und zum Sprung von der Bühne ansetze um Ramal entgegen zu laufen zische ich abermals: „Mondaufgang, Hesindetempel.“ Dann springe ich tollkühn vom Podest, den stechenden Schmerz erwartend und hoffe dass wir Ramal erreichen …