Stille umfängt dich als du das Zimmer der alten Dara betrittst. Eine fast greifbare Schwere liegt in der Luft und obwohl du bereits mit Sterbenden zu tun hattest, hast du jetzt einen schweren Kloß im Hals.
Dara liegt auf ihrer Bettstatt da wie immer und sieht aus als schlafe sie. Ob Golgari sie wohl bereits geholt hat? Du trittst an ihr Bett und juste da schlägt sie die Augen auf. Die Klarheit ihres Blickes erschreckt und fasziniert dich.
„Mirya mein Kind.“ Sie lächelt dich das erste Mal an.
„Endlich ist meine Zeit gekommen zu unserer Mutter Satuaria zurückzukehren. Und ich spüre Erleichterung und Dankbarkeit. Angst habe ich nicht. Besonders weil unsere Mutter so gütig war die Geschicke so zu lenken, dass mein gewobener Schleier um meine Heimstatt dich nicht zu täuschen vermochte. Mit mir stirbt auch dieser Schutz, der so lange Jahre Unbill von den Meinen fernhielt. Nun werden sie auf sich gestellt sein und vielleicht verändern sich Dinge von nun. Wer weiß das schon.“
Sie hält inne und atmet schwer. Kaum merklich hebt sie den Arm und zeigt Richtung Fenster: „Öffne bitte das Fenster Kind.“
Du wendest dich um, um zu tun wie dir geheißen, als dich Dara noch einmal direkt anspricht: „Mirya! Satuaria hat mir eine mächtige junge Tochter geschickt und wie alles tat sie das nicht ohne Grund: Versprichst du mir dereinst zurückzukehren, wenn die kleine Dara so alt ist wie du warst als du der Mutter Ruf folgtest, und ihr eine Lehrerin zu finden?“
[Wenn dir neben deiner Antwort weitere Fragen und Gedanken durch den Kopf gehen, so schreib sie bitte mit auf.]
Die Stille im Raum verleitet mit diesmal nicht zu überbrückendem Geplapper, ist doch die Ernsthaftigkeit der Lage für mich so deutlich zu spüren. Einen Moment halte ich als Inne und wiege die Worte auf meiner Zunge, während ich bedächtig das Fenster öffne. Kehre ich zurück an Daras Seite und spreche: „Satuaria hat einen weiten Weg vor mir ausgerollt auf der Suche nach einer Meisterin der ich mit ganzem Herzen zu folgen vermag. Und weil ich unterwegs so oft den Schmetterlingen nachschaue statt mich auf die Straße zu konzentrieren, weiß ich nicht wann ich mein Ziel erreichen werde. Ich verspreche dir, dass ich die kleine Dara nicht vergessen werde, und vertraue darauf, dass Satuaria meinen Fuß zur rechten Zeit zum rechten Ort führt.“ Dann warte ich ihre Antwort ab. Im Stillen aber frage ich mich, was genau sie meint mit dem Schutz, den sie um den Hof gewoben hat. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, werde ich sie danach fragen.
Dara schlägt noch einmal die Augen auf als du an ihrer Seite stehst und ihr deine Antwort gibst. Und wieder lächelt sie. Du vermeinst sogar eine gewisse Verschmitztheit in ihren Augen funkeln zu sehen als du die Schmetterlinge erwähnst. Dann schließt sie ihre Augen wieder. Ihre Züge sind entspannt, du freust dich darüber dass noch immer das Lächeln ihre Lippen umspielt als dich die Gewissheit ergreift, dass sie soeben ihren letzten Atemzug getan hat. In stiller Andacht, einer gewissen Trauer, aber vor allem mit einer beruhigten Gelassenheit verweilst du einige Momente neben ihr.
Ein bisschen erschreckt schaust du zum Fenster hinüber als du kurz fantasierst man höre tatsächlich die Schwingen Golgaris. Doch auf dem Fenstersims sitzt nur Uzul. Der hat seinen Platz oben auf dem Schrank verlassen, wendet sich dir zu, hält einige Wimpernschläge lang Blickkontakt mit dir, breitet seine Schwingen aus und fliegt davon. Du streichelst Eikikos Kopf. „Hoffentlich werden wir noch viele Jahre gemeinsam erleben kleiner Freund.“