Die Hand mit dem Dolch gehorcht deinem Kommando, und mit einem hohen metallischen „zing“ durchtrennt die Schneide die magische Verbindung zwischen Körper und Geist Larissias. Die beiden losen Enden schnellen auseinander und der Raum füllt sich mit einem hochfrequenten Summen und Knistern.
Die Luft beginnt zu wirbeln und sich immer schneller zu drehen, ein Brausen wie ein heranrollender Sturm ertönt. Immer lauter und lauter wird das Tosen bis du schließlich begreifst es ist der Larissia-Geist, der schreit im Versuch eine Form zu finden, eine Form zu halten. Die gesamte Luft im Ritualkreis scheint beseelt und will sich mit aller Kraft von dir weg ziehen, während du, nein, deine Robe einen unwiderstehlichen Sog ausübt. Knisternde Magie spielt um den Saum der Ärmel, leckt nach Larissia sobald sich ihr Umriss in dem brausenden Wirbelsturm irgendwo zeigt.
Nein! Du hast ein Versprechen gegeben! Sie soll frei sein, und nicht in das nächste Gefängnis wechseln. Entschlossen klammert dein Bewusstsein sich an das bisschen Kontrolle, was du bereits wieder über deinen Körper gewonnen hast. Du konzentrierst dich weiter auf deinen Namen. Auf Ramals Blick. Durch den Sturm siehst du ihn nicht mehr, aber du hörst seinen Herzschlag neben deinem. Du weißt, du bist nicht allein. Niemand sollte solch einen Zauber allein beherrschen wollen. Dies ist Ritual- Magie, etwas das man im Zirkel der Schwestern praktiziert, damit niemand jemals in die Versuchung und Verantwortung kommt so eine große Macht allein tragen zu müssen. Klarer als je zuvor erkennst du, wo du herkommst und wo du hingehörst. Und die Erkenntnis verhilft dir zu Kontrolle über deinen Geist. Noch immer siehst du deine Hülle, diesen Dscheridan dort unten stehen, inmitten dem Wirbel aus befreiter Magie, noch immer schwebst du berauscht hier oben, aber es dämmert dir, dass auch der Rausch nur eine Emotion ist, die du zu deinem Zwecke nutzen kannst, wenn du dich nicht in ihr verlierst. Du besinnst dich ein letztes Mal und dann stellst du dich ruhig aber bestimmt den Wellen entgegen, die dich Hoch und immer Höher tragen wollen. Spürst wie sie an deinem geistigen Wall brechen, und lenkst sie um, lenkst sie in das Ende des Rituales, in die Vollendung des Artefakts. Nein! Hör noch nicht auf! Wir können größer und mächtiger sein! Die Stimme der Versuchung wird jetzt sanfter und lockender, bettelnd fast. Doch du hast sie durchschaut und unerbittlich baust du weiter an dem geistigen Damm, gegen den die Wellen nun wütend immer drohender peitschen. Jemand muss bezahlen. Jemand muss uns füttern! Wenn nicht sie, dann du! Der Körper namens Dscheridan schreit auf und presst die Hände auf seine Ohren. Schmerz gelangt an dein Bewusstsein… Es ist Zeit, das letzte Stück des Dammes könnt ihr nur gemeinsam vollenden, du musst wieder dahin zurück, wo du hingehörst. Doch du erkennst dass einer von euch beiden bei der Vollendung dieses Zaubers beschädigt werden wird…
[Regeltechnische Spielleitererläuterung: Das „Verschließen“ des Magischen Artefakts wird dich 2 permanente Punkte kosten – du darfst entscheiden ob entweder Astral- oder Lebensenergie. Natürlich hast du auch nach wie vor die Möglichkeit, deinen Widerstand aufzugeben – in dem Fall wird der Larissiadschinn an das Gewand gebunden]
Dann sei es so! Je mehr mein Mut wächst, die lockende Stimme verzweifelter wird und ich gleichsam Vertrauen in mein Bollwerk gewinne, desto größer wird auch meine Selbstsicherheit – jedenfalls jetzt in diesem Herzschlag, in dem meine Hoffnung dem Wahnsinn ein Ende bereiten zu können so groß ist.
Es ist vielmehr mein Impuls als eine rationale Entscheidung als ich beschließe, dass der Damm aus Energie nur mit ‚Sein‘ vollendet werden kann. Ich bin ein Nachfahre Chalibahs und ich habe genug Kraft das zu überstehen, was noch geschehen muss. Mit aller Kraft dränge ich zurück in mich selbst, will wieder ganz Bewusst werden und geben, was noch gegeben werden muss. Getragen von der Sorge um Larissia, gestärkt vom Wissen die Emotion nutzbar zu machen.
Ich – Dscheridan – falle auf die Knie. Nicht nur mein Geist ist gepeinigt, mein ganzer Körper eine Agonie! So als spüre ich die Zerrissenheit körperlich. Kaum ertrage ich die Hände von den Ohren zu nehmen um nach dem Dolch zu tasten, den ich hatte fallenlassen und ramme mir die Spitze mitten durch den Handrücken der linken Hand. „Da nimm!“ schreie ich in den Äther.
Soll doch die lockende Stimme von der Verlockung des Blutes überrollt werden und damit ihr eigenes Schicksal besiegeln.
[Ich wähle damit 2 permanente Lebenspunkte abzugeben.]
Als du die Hände von den Ohren nimmst, schlägt dir ein ohrenbetäubender Krach entgegen. Immer noch tost der Sturm in der Höhle. Gleichzeitig entsteht ein schmerzhafter Druck auf deinen Ohren. Es ist, als ob das Wirken des Rituals in deinem Inneren einen mächtigen Sog erzeugt. Deine Trommelfelle wölben sich nach innen. Deine Ohren schmerzen und jeder Herzschlag von dir hallt wie ein dumpfer Hammerschlag wieder. Du vergisst, dass du nach dem Dolch greifen wolltest. Du benötigst deine ganze Konzentration um bei Bewusstsein zu bleiben, so stark ist der Druck auf deinen Schädel. Deine astrale Wahrnehmung fühlt nach dem Zauber. Der magische Sog ist wie ein endlos tiefes Loch und deine geistige Barriere wie ein Deckel, den du langsam darüber schiebst. Es bleibt nur noch ein letzter Spalt, den es zu verschließen gilt, aber der Sog darunter zieht so kräftig, dass sich der Deckel kaum von der Stelle rühren lässt. Dein Körper spannt sich an. Alle deine Muskeln verkrampfen, während du mit eiserner Entschlossenheit dagegen presst. Ja. Er bewegt sich. Aber mit jedem Finger breit verstärkt sich der schmerzhafte Druck auf deinen Ohren. Es fühlt sich an, als müsste dein Kopf gleich zerbersten, aber du lässt nicht nach. Satuaria steh dir bei. DA. Mit einem Knall rastet der Deckel ein. Schmerz explodiert in deinem Kopf und es wird still. Du sackst zusammen.
…
Du öffnest die Augen. Jemand hat dich auf den Rücken gedreht. Köpfe sind über dich gebeugt. Ramal. Eine Frau. Oder zwei? Alles dreht sich. Dir ist schwindelig. Lippen bewegen sich, aber du hörst nichts. Es ist so still. Der Druck auf deinen Ohren ist weg, aber der Schmerz ist noch da. Du tastest nach deinen Ohren. Eine klebrig-warme Flüssigkeit klebt an deinen Fingern. Prüfend hebst du die Hand vor Augen: Blut! Du verlierst erneut das Bewusstsein.