Dort angekommen lief anfangs alles, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ohne Probleme wurde ihr auf dem rauschenden Ball anlässlich des 78. Geburtstages des Granducho Zerbereo Silem della Oreciette einlass gewährt und sie schaffte es auch Kontakt zu Gundular Bosvani herzustellen.
Ihr Versuch ein Attentat zu verüben wurde dann allerdings gestört: Ein Elf, ein Wesen wie sie es nie vorher gesehen hatte, stellte sich ihr in den Weg und faselte seltsame Dinge von Schicksal und Vorhersehung, und dass sie auf keinen Fall in die obere Etage der Villa gehen solle. Sie verstand natürlich überhaupt nicht, was der Fremde, der sich als Lindiariel vorstellte, von ihr wollte, aber sie wurde schon stutzig als noch in der Diskussion Wachen durch die Eingangshalle stürmten und nach oben in den Gästezimmerbereich und die privaten Gemächer des Gastgebers verschwanden. Hätte der Elf sie nicht aufgehalten, dann wäre sie möglicherweise in eine Falle getappt. Möglicherweise hatte der unbekannte dunkelhaarige Mann, der sie angeheuert, ihr aber auch unmissverständlich klar gemacht hatte, dass sie sich nicht in die Geschäfte der Diebesgilde einmischen dürfe, ihr eine Falle gestellt. Aber wie passte dieser seltsame Elf dann ins Konzept und was wollte der von ihr.
Nachdem sie ihm dann aber doch unmissverständlich klar gemacht hatte, dass sein Gerede sie nicht interessierte ging sie wieder in den Tanzsaal und flirtete mit einem der Gäste, von dem die wusste, dass er über Nacht bleiben würde. Einen weiteren Versuch zu unternehmen den Hausherren zu erdolchen, traute sie sich jedoch dann nicht mehr, war das Wachenaufgebot zu hoch.
Amiras Gedanken
Mada hat ihren Lauf über den Himmel fast beendet, und ich liege immer noch grübelnd auf meinem Lager. Praiodan schlummert an mich geschmiegt, ein Lächeln auf dem Gesicht, wie ein unschuldiges Kind. Wie leicht das Leben doch ist, als Kind eines reichen Kaufmannes. Wie leicht und wie furchtbar langweilig… Es ist still geworden in dem großen Haus, die Musik aus dem Festsaal verstummte kurz nachdem wir uns zurückzogen, danach war noch etwas Rüstungsgeklirr von den Wächtern zu hören, aber auch sie scheinen sich jetzt zurückgezogen zu haben. Nicht dass ich deshalb in Erwägung ziehen würde einen weiteren Erkundungsgang zu riskieren, es sind all die Fragen, die mir keine Ruhe lassen.
Dunkelhaar hat mich also verraten. Aber wieso? Wieso erteilt er mir erst einen Auftrag und verhindert dann, dass ich ihn ausführe?
Der Teil von mir der gerne der beste Assasin der Welt wäre raunt mir zu „um dich zu testen Amira, er weiß, dass jeder Anfänger einen ungewarnten, schlafenden Hausherren ermorden kann, und weil ihm der Gedanke gefällt, dich als seine Schülerin anzunehmen, will er jetzt wissen, wie du in einer schwierigen Situation reagierst. Denn du bist es nur wert etwas von ihm zu lernen, wenn du diesen Auftrag lebend überstehst…“ Aber das ist natürlich großer Unsinn, selbstverständlich wollte er mich nur aus dem Weg geräumt haben, nachdem ich für ihn die Drecksarbeit erledigt habe, er hat wohl damit gerechnet, dass ich ein wenig schneller bin. Schade, ich hätte sicherlich einiges von ihm lernen können, aber ich werde nicht mein Leben aufs Spiel setzen. Ich habe schon letztes Mal in Hortulanis Haus nicht gewusst, wann es besser ist aufzugeben, ich verdanke es wohl Phexens Gnade allein, dass die waghalsige Flucht über die Dächer nicht schlimmer ausgegangen ist. Diesmal jedoch sollte ich Phex vielleicht nicht schon wieder bemühen, zumal ich heute Nacht alles erreicht habe, was für mich persönlich von Bedeutung ist.
Boswani hat mich in sein Haus eingeladen, und es liegt ganz an mir, wann ich ihn dort aufzusuchen gedenke. Warum sollte ich mich in Gefahr begeben, um Dunkelhaars Wünsche zu erfüllen. Außerdem ist da noch dieser Elf, der so hartnäckig meinen Tod prophezeit. Nein, ich werde keine Hand an unseren Gastgeber legen, egal ob es nun Dunkelhaar war, der den Hinweis auf das Attentat geliefert hat, oder ob er gar nichts damit zu tun hat.
So oder so graut mir vor unserer nächsten Begegnung. Wenn ich meinen Teil der Abmachung also nicht einhalte, wird auch er nichts mehr auf sein Versprechen geben, mich am Leben zu lassen… Vielleicht sollte ich Kuslik für einige Tage verlassen? Aber ich werde doch nicht einfach so fortlaufen? Vor einem Gegner der mächtiger, schneller, stärker und unberechenbarer ist als ich? Dieser verdammte Stolz! Das vernünftigste wäre wohl, mich morgen mit Praiodans Kutsche bis vor die Stadttore mitzufahren und nicht in den Gasthof zurückzukehren. Aber soweit werde ich mich nicht vor diesem Kerl einschüchtern lassen. Ich habe zwar keinen Dolch, aber einen vergifteten Pfeil und einen Gefährten.
Wenn mich meine Menschenkenntnis nicht absolut täuscht, sollte ich in der Lage sein Praiodan morgen früh zu überreden, mich in seiner Kutsche ein Stück mitzunehmen, wenn er mich nicht sogar zu sich einlädt. Und dann dürfte es ja nur eine Frage der guten Manieren sein, dass er mich vorher bei meiner Unterkunft vorbeifährt, und mir hilft, mein Gepäck zu tragen. Dann wären wir die ganze Zeit zu Zweit und sollte es Dunkelhaar trotzdem wagen uns zu überfallen, werde ich mir den Pfeil an die Hand binden, so dass ich ihn mit einem Schlag vergiften kann…
Und die Worte des Meisters
Als das Madamal seine Reise über den Himmel beendet hat und im Meer verunken ist, überzieht das Licht der frühen Praiosscheibe hinter den Hohen Eternen das Land mit seinem zwielichtigen Halbdunkel. Zwar ist da diese innere Zerrissenheit, dieser Kampf zwischen Vernunft und Eitelkeit, aber als du so in deinem Nachtgewand auf den Flur trittst um einem Augenblick die Aussicht zu genießen und das Madamal dir ein letztes Mal zuzwinkert, da fährt dir ein wohliger Schauer den Rücken hinab. Phex ist mit dir. Auch wenn er seinen Schutz etwas seltsam in Form eines Wirr redenden Elfen schickt. Ja, genau das muss er gewesen sein. Ein augenzwinkernder Fingerzeig Phexens, der dir für diese Nacht einen Platz im Schoße seiner wildschönen Schwester zugedacht hatte. Und der Gott der Diebe, der Gerissenheit und der Nacht ist ein Freund von Witz und Schläue, nicht von törichtem Übermut.
So spricht deine Vernunft zu dir, wenn auch eine andere Stimme in dir all dies als nichtsgeltende Entschuldigung abtut.
Du stehst noch eine Weile so da, beginnst ein Lied zu summen, eine Melodie, die dir gerade so in den Sinn kommt, also zwei Hände sich um deine Hüften legen und ein Kinn auf deiner Schulter zu ruhen kommt. „Schön, nicht?! Ich liebe Sonnenaufgänge… Mehr noch, als wenn die glutrote Scheibe im Siebenwindigen Meer versinkt. Denn dann überkommt einen so leicht die Sehnsucht.“
„Praiodan, darf ich dich um einen Gefallen bitten?“ Du hast dich von ihm los gemacht, denn eine Liebesnacht ist eine Liebesnacht und du bist dir gerade nicht sicher, ob eine Gefühlsduselei nach einer solch vortrefflichen Nacht das richtige ist. Kurz schilderst du ihm deinen Plan, natürlich verpackt in eine harmlose kleine Geschichte. Er ist sofort bereit dich in die Stadt zu fahren und deine Sachen zu holen, natürlich bestehe er darauf, dass du eine Rast und einen kurzen Besuch im Landhaus seiner Eltern machst.
Wunderbar, so denkst du dir, das hat schon mal gut funktioniert.
Ihr verlasst gemeinsam in einem Zweispänner noch vor dem Frühstück das Landgut. Euer kurzer Besuch in der Metropole verläuft ereignislos und im strahlenden Sonnenschein macht Kuslik keinen besonders bedrohlichen Eindruck, aber kaum dass du deinen Einreiseschein bei der Stadtwachenkommandantur abgibst um zu bescheinigen, dass du Kuslik nun verlässt überkommt dich eine innere Unruhe, eine böse Vorahnung und selbst der träge dahinfließende Yaquir mit seinen grünen Auen rechterhand der Kaiserstraße, vermag das Gefühl nicht wegzuwischen…
Nur kurz kehrte sie mit Praiodan, ihrem neuen Begleiter, nach Kuslik zurück um ihre Sachen zu holen, würde Horthulani und auch der unbekannte Schwarzhaarige doch nach ihr suchen, also begleitete sie ihre neue Bekanntschaft auf seinen Landsitz. Glücklicherweise waren seine Eltern nicht daheim, denn als eine Abordnung Gardisten nach Amira fragte, verleugnete der junge Begleiter seine Eroberung. Sie verließ daraufhin sein Landgut, ihre Sachen hatte sie in einen Rucksack gepackt und betrat die staubige Straße gen Vinsalt…
Neue Bekannte
Gundular Bosvani, der ominöse Sklavenhändler aus Kuslik
Errungenschaften
Amira nimmt das Freundschaftslied von Lindiariel an
Feinde
Der Führer der Diebesgilde bekommt nicht mit, das Amira nicht erwischt wird, erfährt aber später, dass niemand verurteilt wurde.