Genau vermagst du nicht zu sagen, wie spät es in der Zwischenzeit geworden ist.  Das Praiosrund ist etwas über die Hälfte hinter dem Bergkamm verschwunden, was dich auf einen weit fortgeschrittenen Nachmittag schließen lässt. Es macht dir außerdem schmerzlich bewusst, wie ausdauernd die Trollin ihren Wutausbruch durchgehalten hat (zur Erinnerung: Die Sonne berührte soeben den Bergkamm als du erwachtest).

Wie geplant lässt sich die Trollin von dir dazu bewegen aufzustehen und sich von dir in die Höhle führen zu lassen. Das mulmige Gefühl jetzt so unmittelbar neben der riesenhaften, sicherlich 4 Schritt großen Gestalt zu stehen, wischt du beiseite.

Die Höhle ist relativ geräumig, scheint sich aber nicht allzu weit in den Berg hinein zu graben und entpuppt sich als erstaunlich heimeliges, wenn auch primitives Plätzchen. Deutlich sind Schlafplätze als solche auszumachen und zu deiner Freude brennt in der Höhlenmitte ein Feuer, dessen Qualm über einen primitiven Rauchabzug in der Höhlendecke abzieht. Auch eine Art Kochtopf findet sich dort. Du bist froh, dass das Teil an Ort und Stelle steht, denn es hat gewaltige Ausmaße und du bist dir nicht sicher, ob du es hättest transportieren können.

Sanft schiebst du Mutter und Kind in Richtung der Schlafplätze und machst dich dann daran, deinen Plan auszuführen. Ein übergroßes, aber handhabbares Messer ist schnell gefunden und eine adäquate Menge Wasser füllst du über die kleinsten Krüge, die du finden kannst, in den Topf. Einen Augenblick lang wirst du von Mutter und Kind noch beobachtet, aber nach einer Weile sind die zwei auf der Liegestatt eingeschlafen.
Das gibt dir Gelegenheit dich in Ruhe mit den Zutaten der Suppe zu beschäftigen und deinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Was wohl diesen Norbarden und seine Rotte dazu getrieben hat, einen Troll zu töten? Routiniert schneidest du einige Wurzeln und starrst dabei ins Feuer.
„Feuer … sie … nicht … Flammen“ hatte er in seinem Wahn gestammelt und seine schreckensweiten Augen hatten dich angestarrt. Ob er das wohl nur aus seinem fiebrigen Rausch heraus gesagt hatte, oder wollte er dir möglicherweise etwas Konkretes mittteilen? Könnten die Worte eine Bedeutung haben? Oder waren sie nur Produkt einer Fieberfantasie?
Dein Blick gleitet durch den Raum, folgt dem Licht- und Schattenspiel des Feuers an den Wänden. Du rührst mit einem langen Holzstab im Topf. Es gibt eine Ecke in der Höhle, in der verschiedene Felsvorsprünge als Regale für einfache Krüge und Gefäße dienen. Das Fell von gejagtem Wild hängt an gespannten Seilen und in den Qualmgeruch mischt sich der penetrant, unterschwellige Gestank von Fett. Dein Blick wandert weiter über Mutter und Kind hinweg, die friedvoll verschlungen auf dem Lager liegen. Wenn sonst alles so seltsame Wendungen nimmt, so ist es dir immerhin gelungen, die „Rotte Trolle“ davon abzuhalten das Gehöft niederzureißen. Du schmunzelst.
Dein Blick wandert weiter und bleibt links vom Höhleneingang hängen, wo die Trolle offenbar Werkzeuge und Waffen lagern. Eine große Axt steht dort, viele Messer, die in ihrer Größe eher an Schwerter gemahnen. Imposant ist auch ein zwar einfach gearbeiteter, aber menschenhoher, Bogen, der mit ausgeharkter Sehne an der Wand lehnt. Winzig kommst du dir vor … Dein Blick ruht auf den Waffen. Ein seltsames Gefühl in der Magengegend macht sich in dir breit. Du kennst dieses ärgerliche Gefühl. Es beschleicht dich immer dann, wenn du die Symptome einer Krankheit siehst, dir die Schlussfolgerungen zur Behandlung auf der Zunge liegen, und doch ungreifbar bleiben, weil du dich an irgendetwas nicht richtig erinnerst. Welcher Gedanke schwirrt dir im Kopf ohne dass du in der Lage wärest ihn zu fassen?

Eikiko reist dich aus deinen Gedanken. Er kommt mit deiner Kette herangeeilt, die du bei deinem Beschwichtigungsversuch vorhin fallengelassen hattest. „Oh, das ist lieb von dir, die hätte ich sicherlich hier vergessen!“ Er zeigt mit der Kralle nach draußen, wo es merklich zu dämmern begonnen hat. „Recht hast du, es wird Zeit aufzubrechen. Ich habe genug Zeit verloren.“

Du füllst zwei Schalen mit deiner Suppe und entscheidest dich dafür die Trollmutter sanft aus ihrem Schlaf zu holen, um deine Absichten deutlich zu machen und vor allem nicht einfach heimlich zu verschwinden. Sanft weckst du sie. Nach der ersten Schrecksekunde besinnt sie sich darauf, Satuaria sei’s gedankt, dass du kein Feind bist.

Du reichst ihr die Suppe: „Stärk dich und ruh dich dann weiter aus. Ich werde mich um deinen Mann kümmern. Ich komme wieder und bringe ihn hierher. Hier seid ihr für heute Nacht sicher. Eikiko wird auf euch aufpassen.“ Du unterstreichst deine Worte mit ausladenden Gesten und tauscht Blicke und Gedanken mit deinem Vertrauten, ehe dieser am Höhleneingang Aufstellung nimmt. Die Trollfrau sinkt  erleichtert lächelnd zurück auf ihr Lager.

Du tauscht draußen vor der Höhle letzte abstimmende Blicke mit Eikiko, um dich dann in die Lüfte zu erheben.

Als du Eikiko im stummen Gespräch deine Instruktionen gibst, wendest du dich kurz um. Gegen die dunkelblaue Dämmerung zeichnet sich oberhalb des Bergkammes die Silhouette eines großen Greifvogels ab, der über dem Tal kreist. Jetzt aber dreht er bei und fliegt Richtung Norden davon. Schon bald ist der Schatten mit der Bläue verschmolzen.

Veröffentlicht von Meister

Die Mächte des Schicksals.

Beteilige dich an der Unterhaltung

  1. Avatar-Foto
  2. Avatar-Foto

3 Kommentare

  1. 6 TaP*
    Dies alte Hexenweib mit seinem unheimlichen Uhu… Ob sie sich etwa Sorgen um mich gemacht hat… Seis drum. Die Zeit drängt und meine Neugier lässt mir schon längst keine Ruhe mehr. Was der Norbarde wohl zu erzählen hat?
    Ich fasse zunächst nochmal meine gesammelten Gedanken für dich (und mich) zusammen, beim Kreisen über der wütenden Trollin blieb mir ja genug Zeit, mir das Schlachtfeld nocheinmal in Erinnerung zu rufen, und im nachhinein wird mir klar, dass dort ja deutlich mehr Leichen lagen, als ich am Abend zuvor ums Feuer sitzen sah. Außerdem entsinne ich mich, dass einige Kreaturen wohl Opfer einer Stichwunde bzw. eines Pfeiles wurden – und dass obwohl der Troll wie ich ja weiß blindlings in das Lager eingefallen ist ohne Pfeile abzuschießen, und außerdem führte er doch sowieso nur die Axt und den Baum mit sich. Ist dort im Eifer des Gefechts jemand zwischen die Fronten geraten? Oder gab es noch eine dritte Partei, die sich in den Kampf gemengt hat? Und wenn ja, sind die Toten alle Wegelagerer, oder sind auch angehörige dieser dritten Partei dabei?
    Verzweifelt versuche ich mir ein Abbild des Schlachtfeldes vorzustellen, pralle jedoch gedanklich stets an die Wand aus Müdigkeit und Schlafentzug, die mir dort die Sicht vernebelte… Wie viele Tote lagen da noch, und wie sahen sie aus…
    Über mein löcheriges Gedächtnis und meine mangelnde Achtsamkeit fluchend stoße ich mich vom Boden ab und beschließe zum Hof zurückzukehren. Die Toten können warten. Ich hab die Rätselei satt und könnte dringend ein paar Antworten vertragen. Da der Norbarde inzwischen sicherlich das Bewusstsein wiedererlangt hat, denke ich, dass Lorian ihn wohl zum Gehöft gebracht haben wird. Nach all der Pantomime freue ich mich richtiggehend auf ein Gespräch mit Lippen und Zunge statt Händen und Füßen.
    (Ich möchte einen Großteil des Weges im Flug zurücklegen, zunächst etwas höher, weiter in Richtung des Gehöfts dann eng über den Baumwipfeln um nicht entdeckt zu werden (sich verstecken: 2 TaP*, Fliegen 8 TaP*) Auch möchte ich unterwegs das Gelände unter mir im Auge behalten – falls jemand unterwegs sein sollte, mich zu suchen – oder sich dort irgendwo doch eine zweite Meute Wegelagerer (oder andere Mörder) rumtreiben sollte (Sinnenschärfe: 4 TaP*). In bewaldetem Gebiet nahe des Gehöfts werde ich dann Landen, und den Rest des Wegs zu Fuß zurücklegen.

  2. Dicht duckst du dich auf deinen Stecken. „Die abendlichen Winde sind tückisch“ hatte Rauma dich einst gelehrt und Recht hat sie gehabt. Die friedliche Dämmerung straft hier oben in der Luft ihre Beschreibung Lügen. Zu allem Überfluss machst du in nördlicher Richtung vor dir eine Wolkenformation aus, die nichts Gutes verheißt und dir schon jetzt einen resignierten Seufzer entlockt. Du bist dir recht sicher, dass du das Gehöft nicht trockenen Fluges erreichen wirst.

    Vorerst manövrierst du aber gekonnt und ohne weitere Zwischenfälle durch die Lüfte, kommst gut voran und sondierst nebenbei immer wieder den Boden.

    Weites, menschenleeres Land erstreckt sich vor dir. Felder und Wiesen sind durchsetzt von kleineren bis mittelgroßen Waldbeständen, ähnlich dem, in dem gestern über euch das Unheil hereingebrochen ist. Hier und da machst du winzige Ansiedlungen oder größere Gehöfte aus, hast aber wenig Angst, dass dich in der Dämmerung jemand sehen könnte. Mehr Sorgen machst du dir über die Tatsache, dass es langsam wirklich düster zu werden beginnt und dir einfällt, dass auf dem Hinweg ja diese seltsame Ohnmacht von dir Besitz ergriffen hatte. Du weißt also gar nicht genau, wie weit es eigentlich bis zum Gehöft ist. Du weißt nur, dass du am Vormittag das Waldstück eiligen Fluges verlassen hattest und erst am sehr späten Nachmittag erwachtest. Du musst also erwarten in einer späten Nachtstunde wieder an deinem Ausgangspunkt angelangt zu sein.

    Während du so darüber nachdenkst fällt dir aber etwas ganz anderes unter dir auf. Im letzten Schimmer der Dämmerung erkennst du einen Trampelpfad. Das allein ist ja nicht ungewöhnlich, aber wenn du dich nicht sehr täuscht, ist dieser immer wieder von ungewöhnlich großen Spuren durchsetzt. Ob das die Fährte des Trolls ist?

    Was willst du weiter tun? Willst du dir den Pfad genauer ansehen?
    Und wie willst du mit der hereinbrechenden Nacht umgehen? Vielleicht hatte dich ja in der Ohnmacht etwas aufgehalten, so dass der Rückweg mit etwas Glück weniger lange dauert wie der Hinflug. Immerhin hatte Uzuul der alte Uhu – so es sich denn um ihn gehandelt hat – auch bis hierher geschafft.
    Also weiterfliegen, auch auf die Gefahr hin, dass dir auf dem Boden etwas entgeht oder du dich schlimmstenfalls verirrst. Ausgeruht bist du ja.
    Oder legst du lieber eine Rast ein und fliegst morgen früh in der Dämmerung weiter? Ob deine Neugierde das freilich zulässt steht auf einem anderen Blatt …

  3. 3x verflucht sei mein Tatendrang und meine innere Unruhe – hier gilt es doch nun wirklich auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Nach noch solch ein Flugabenteuer steht mir wahrhaftig grad nicht der Sinn. Zumal mir auch mein treuer und aufmunternder Eikiko fehlt. Verirrt nütze ich ja hier keinem was. Und was das Licht angeht – was hab ich mir da nur wieder gedacht – langsam sollte ich meine innere Uhr mal wieder mit den Gegebenheiten synchronisieren…
    Also. Flugs gelandet auf dem „Trollpfad“ und diesen näher in Augenschein genommen. Sollte es sich tatsächlich um halbwegs frische Trollspuren handeln, weiß ich ja wenigstens, dass ich in die richtige Richtung unterwegs bin… So es die Dunkelheit zulässt würde ich dann vielleicht noch ein wenig den Weg entlang wandern – hierzu würde ich mich gerne der Augen der Katze bedienen, dies scheint aber dieser Tage nicht beschieden zu sein (Probe um 1 daneben..) so werde ich dann wohl recht bald mein Nachtlager etwas abseits des Weges aufschlagen (so nicht irgendwas mich davon abhält, das ich noch entdecke/das noch passiert)

Schreibe einen Kommentar