Du erwachst in einer kleinen Höhle. Nur noch sehr verschwommen kannst du dich daran erinnern, dich nach dem Kampf hinein geschleppt zu haben. Sie ist größer als die Felsspalte, die du zuvor erkundet hattest, und geht hinter dir noch einige Meter weiter in die Felsen hinein. An mehreren Stellen fallen Sonnenstrahlen durch die Decke wie leuchtende Zeigefinger. Von einer flachen Pfütze am Boden der Höhle wird das Licht reflektiert und in vielen tanzenden Punkten an die Wände geworfen. Wie schön es hier ist!

Trotz deiner eigentlich verzweifelten Lage schenkt dieser Ort dir diesen Moment der Freude. Dein Kopfschmerz ist verschwunden, du hast getrunken… du hast die Wüste überlebt, ja du hast sogar einen Zweikampf gegen ein wildes Raubtier mit bloßen Händen gewonnen! Als du aufstehst, um dein Spiegelbild in der Pfütze zu betrachten, spürst du allerdings, welchen Tribut die Wüste von dir gefordert hat. Alle deine Muskeln schmerzen, wie nach drei Tagen härtesten Kampftrainings. Auch meldet sich dein Magen knurrend zu Wort.
Der hat es so lange ausgehalten, er wird auch noch ein bisschen länger warten, denkst du dir – zu verführerisch glitzert das Wasser. Die Pfütze ist nur etwa zwei handbreit tief, trotzdem wirfst du begeistert deine sandigen Sachen ab und lässt dich freudig hineinplumpsen. Keine edle Badewanne in deinen Palästen ist die jemals erfrischender und wohltuender vorgekommen, als das Bad in dieser brackigen Wüstenpfütze. Du planscht und schrubbst und zu guter letzt kniest du dich hin und tauchst vornüber deinen Kopf unter. Als du hochkommst, schüttelst du dich wie ein Hund und musst daraufhin lauthals loslachen. Du spürst auf einmal eine ungeheure Leichtigkeit in dir. Du bist völlig allein, du weißt nicht wo, und du hast nichts als einen Haufen dreckige Kleider – und dennoch spürst du grade mit unmissverständlicher Klarheit die Freude in dir, am Leben zu sein. Du genießt das Geschenk des Wassers.
Du wäscht auch noch deine Kleidung und legst sie, mit ein paar Steinen beschwert, nach draußen zum trocknen. Draußen ist es noch immer heiß und du vermagst nicht zu sagen, ob es bereits ein neuer Tag ist, oder noch derselbe. Da du vorerst genug Sonne gesehen hast, beschließt du voller Tatendrang, zunächst noch ein wenig die Höhle zu erkunden:
Lower_Antelope_Canyon_Ausstieg
Nur mit deinen Schuhen bekleidet dringst du weiter in die Felstunnel vor. Wind und Wasser haben hier bizarre Formationen geschaffen. Durch die Felsspalte, die der Gepard dir gewiesen hatte, gelangst du mit etwas Kraxelei in den etwas tiefer gelegenen “Vorraum”, in dem du geschlafen hast, ein etwa 2 Meter breiter und 3 Meter hoher Hohlraum zwischen den Felsblöcken. Weiter hinten rücken die Felsen wieder enger aneinander, so dass eine Art Hohlweg entsteht, dem du jetzt erstmal folgst. Erst jetzt fällt dir der etwas strenge Geruch auf, der in der Luft liegt. Hinter einer Biegung findest du einen etwas erhöht liegenden breiten Felsvorsprung mit einer sandige Kuhle, in der abgenagte Knochen liegen.
Upper_antelope_2_md
Du schaust genauer hin und findest im Sand auch Pfotenabdrücke. Es gibt hier ein Loch in der Decke, durch das man hinaus klettern könnte. Von oben hinein stellst du dir schwieriger vor, da man vermutlich nicht die schmalen Tritte treffen, sondern in die Tiefe stürzen würde. Du überlegst gerade, ob du die Höhle doch lieber verlassen möchtest, da fällt dir einige Meter weiter ein Glitzern auf.

Veröffentlicht von Mirya

Ein lebensfrohes kleines Bündel, das üblicherweise nicht auf den Mund gefallen ist, gute Gesellschaft ebenso wie gutes Essen genießen kann, und die sich wünscht es ginge immer allen überall gut.

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9 Kommentare

  1. Ich genieße diesen neuen Optimismus in vollen Zügen. Mir war gar nicht klar, dass die Natur so wunderbare und majestätische Dinge hervorbringen kann. Besonders in diesem staubigen Niemandsland hätte ich niemals einen solchen Palast erwartet. Ich weiß meine Gefühle und diese seltsame Beschwingtheit nicht recht zu deuten, aber eben genau diese sorgen auch dafür, dass ich eigentlich gerade nicht weiter darüber nachdenken möchte. So habe ich auch keinerlei Bedenken oder Angst unbewaffnet und beinahe wehrlos auf meine Erkundungstour zu gehen. Ich fühle mich gerade sehr wohl in meiner Haut und fühle mich das erste Mal eher im Einklang mit der Natur statt sie als meinen persönlichen Feind zu betrachten. Sollte sich mein Gefahreninstinkt deshalb irgendwann einmal gemeldet haben, so habe ich ihn jedenfalls nicht gehört.

    Als ich nun die Knochen und die Pfotenabdrücke entdecke bin ich noch immer gefährlich unbedarft. Irgendwie kommt mir vor allem in den Sinn, dass wohl meine tierische Nervensäge hier seine Heimstatt haben muss. Ich kann gar keine Spuren lesen, aber an Khorambestien oder andere echte Gefahren denke ich weiterhin kein Stück. Ich bin lediglich langsam aber sicher total verwirrt, was dieser Gepard hier eigentlich für ein Spiel mit mir treibt.

    So nähere ich mich zwar vorsichtig, dennoch zielstrebig dem Ursprung des Glitzerns um es mir zu besehen.

  2. Du gehst durch den weichen Sand, der hier ab und an auch durch die Decke rieselt, ein Stück den schmalen Pfad zwischen den Felswänden entlang. Der Gegenstand auf dem die einfallenden Sonnenstrahlen das strahlende Funkeln verursachten ist schnell gefunden. Du schaufelst den Sand beiseite, der das Objekt teilweise bedeckt und findest eine filigran verzierte metallene Dose. Im Inneren liegen Zunder, Feuerstein und Stahl. Als du weiter die Schlucht entlangblickst, entdeckst du mehrere kleine Huckel im Sand, unter denen du weitere Gegenstände vermutest. Es scheint dir, als würde der Bewohner der Höhle die Löcher in der Decke benutzen um beim Klettern die Hände frei zu haben. Weitere Gegenstände die du findest:
    eine Flöte, einen kleinen Kessel, ein Edelstein-besetztes Lederband und zu guter Letzt noch kaum von Sand bedeckt – deinen Waquif. Du bist noch nicht bis zum Ende der Spalte vorgedrungen, als eine Änderung der Lichtverhältnisse dich innehalten lässt. Ein Schatten huscht über das Höhlendach. Einen Moment darauf fällt etwas schwer auf den Höhlenboden. Dann beobachtest du wie der Gepard sich etwas weiter hinten durch einen schmalen Schlitz zwängt und behende die Vorsprünge herabspringt. Er hebt den Gegenstand mit dem Maul auf und nähert sich dir in einer unterwürfigen Haltung. Stolz legt er dir den blutverschmierten und sandverklebten Gegenstand vor die Füße: Es handelt sich um das braunfellige Bein eines mittelgroßen Tieres.

  3. Ungläubig und für ziemlich angewidert schaue ich das rohe Stück Fleisch an. Unwillkürlich muss ich an die Katze meiner Großmutter denken, die selbst in fortgeschrittenem Alter noch immer voller Stolz tote Ratten und allerlei Getier bei ihr abliefert. Beim Gedanken daran muss ich dann aber ein wenig schmunzeln und der Groll, den ich gegen das Katzentier bis eben noch immer hegte, verfliegt.
    Ich denke an unseren kurzen Kampf und erinnere mich unnötig vehement und verzweifelt „Ich will“ ausgerufen zu haben.

    Meint es dieser Gepard hier tatsächlich gut mit mir? Wie alt er wohl sein mag, frage ich mich und werfe einen Blick auf seine Tatzen.

    Dann besinne ich mich aber endgültig und schaue den großen Kater, den Kopf schräg legend, an. „Danke, du seltsamster Gefährte. Ich bin mir nicht sicher, ob du nicht mehr Elster als Kater bist, bei allem was du hier gehortet hast, aber sei … bedankt.“

    Dabei knie ich mich hin und nehme mir das rohe Stück Fleisch mit der linken Hand, nicht ohne kurz erneut angewidert die Augenbrauen hoch zu ziehen. Eher intuitiv als wirklich an meine Abrichten-Kenntnisse denkend strecke ich die rechte Hand dann in seine Richtung aus. Meinen Körper halte ich aufrecht, um die scheinbar so klare Hierarchie zwischen uns trotz meiner Offenheit zu bewahren.

    Wieder lege ich den Kopf schräg: „Wir haben uns einander noch gar nicht vorgestellt: Ich bin Dscheridan.“ Sollte er mich fragend anschauen setze ich nach: „Komm nur her. Ich werde meinem Gastgeber sicher nichts tun.“ Dabei schaue ich dem schönen Tier tief in seine Augen und …

  4. Du greifst das Fleischstück (das Bein ist übrigens gut 1 Schritt lang) und erschrickst vor dir selbst. Ein winziger ausgehungerter Teil von dir verspürt tatsächlich den Impuls, die Zähne in das noch warme Fleisch zu schlagen. Dieser Gedanke wird aber von Vernunft und Ekel sofort im hintersten Winkel deines Kopfes eingesperrt und du lenkst dein Augenmerk lieber auf die Raubkatze, der du nun die andere Hand hin streckst.
    Vorsichtig nähert sich das Tier. Jetzt wo ihr beide etwas ruhiger seit, hast du Zeit, es ausgiebig zu mustern. Es handelt sich eindeutig um einen männlichen Geparden, er misst von Kopf bis Schwanzspitze fast 10 Spann. Sein Fell schimmert in der Farbe des Wüstensandes, geziert von zahlreichen schwarzen Tupfen. Reste eines flauschigen langen Fells an Hals und Rücken verraten dir, dass es sich hier nicht mehr ganz um ein Jungtier und noch nicht vollständig um einen ausgewachsenen Geparden handelt. Besonders schön findest du die Zeichnung seines Gesichts. Seine Augen sind mit schwarzen Linie wie mit Kajal umrahmt, deren Verlängerung jeweils seitlich am Nasenrücken herab läuft, wie zwei schwarze Tränenspuren. Auch das Schwarz seiner Nüstern und Lefzen bietet einen schmucken Kontrast zu dem sonst fast weißen Fell um seine Nase herum. Sorgsam beschnuppert er die ihm dargebotene Hand. Er reibt sich kurz daran, geht dann aber wieder auf Abstand und setzt sich dir gegenüber in Hab-Acht- Position. Aufmerksam beobachtet er dich und hält deinem tiefen Blick stand. Schweigend mustert ihr euch und es entsteht wieder so ein seltsam langgezogener Moment des völligen Einvernehmens. Dann knurrt der Gepard auffordernd und deutet mit der Schnauze auf dein “Fressen”.

  5. Wieder drängt der Impuls an die Oberfläche meine Zähne in das rohe Fleisch zu schlagen. Ein völlig absurder Gedanke. Sollte der Impuls nicht tief in mir übermächtig werden, nur um meinem Gegenüber etwas “zu beweisen” richte ich mich nun wieder auf.

    “Was ist das hier? Irgendein dummer Initiationsritus? Ich bin Bey Dscheridan, Enkel der Jasmabith” erkläre ich dem Geparden vollkommen unnötig und setze noch hinzu: “Und ich pflege mein Fleisch nicht roh zu mir zu nehmen.”

    Etwas albern komme ich mir vor und doch irgendwie archaisch, wie ich da so nackt mit der blutigen Keule vor dem Geparden stehe. Was tue ich hier eigentlich gerade. Ich schwanke zwischen lachen und dem Gedanken, ob ich wohl langsam den Verstand verliere.

    Sollte der Gepard es zulassen schnappe ich mir mein Waquiff und würde ihm zunächst zum Dank einen großen Brocken Fleisch von der Keule abschneiden. Ich erinnere mich über Feuerstein und Zunderdose gestolpert zu sein. Ich könnte den verzweifelten Versuch unternehmen mir das Fleisch zu braten, so ich denn irgendwo Holz finde. Den Gedanken verfolge ich zunächst einmal weiter.

    Sollte der Gepard mir zu einem Zeitpunkt den Weg versperren werde ich trotzig von oben herab auf ihn schauen: “Nun gut, du halbstarkes Wollkneuel!”
    Dann versuche ich tatsächlich ein Stück Fleisch von der Keule abzubeißen. Fürchterlich angeekelt spucke ich ihm das gerissene Stück dann aber vor die Pfoten.

  6. “Ich bin Bey Dscheridan, Enkel der Jasmabith” erklärst du dem Geparden, dann betrachtest du noch einmal voller Ekel das Bein, “und ich pflege mein Fleisch nicht roh zu mir zu nehmen.” Interessiert beobachtet dich der Gepard, wie du ein Stück von der Keule abtrennst. Das hingeworfene Stück Fleisch quittiert er mit einem wohlwollenden Grunzen, schlingt es aber nicht hinunter, wie du erwartet hattest, sondern legt es behutsam in die Nische, in der du vorhin die Knochenreste gefunden hattest, kehrt dann wieder zurück um dein Tun zu betrachen. Scheinbar ist er nicht so hungrig wie du, denkst du grimmig und schickst dich an die Utensilien für ein Feuerchen zusammen zu suchen. Du klemmst die Keule in einen Felsvorsprung, so dass sie nicht im Sand liegt und greifst nach der Zunderbox. Einen Moment lang überlegst du, wo du nach Holz suchen sollst, ob du zwischen all den Felsen irgendwo Sträucher gesehen hast. Ein Schnauben des Geparden lässt dich aufschauen. Er ist ein Stückchen weiter in die Felsschlucht hinein gelaufen und schaut dich auffordernd an.
    Wo willst du nach Holz suchen, vor der Höhle oder tiefer in der Höhle?

  7. Einen Baum oder Strauch hätte ich eigentlich eher vor als in einer Höhle vermutet, aber da sich mein neuer Führer anschickt mir etwas zu zeigen folge ich ihm weiter in die Felsschlucht hinein.
    Warum nur versteht dieses Biest scheinbar so genau, was ich gerade … will. Ich bin zunehmend verwundert über diesen Geparden, spüre aber ganz tief in mir auch eine seltsame Freude aufsteigen, die ich augenblicklich noch überhaupt gar nicht verstehe.

  8. Da du dich bei diesem Tier inzwischen über nichts mehr wunderst folgst du ihm also weiter ins Innere der Höhle. Nach ein paar Biegungen endet die Schlucht, in einer größeren Höhle. Du siehst wie am dir gegenüberliegenden Ende die beiden Felswände aneinander stoßen. Vor dir liegt eine etwa 3 x 6 Schritt messende Fläche ebenen Sandes, umrahmt von filigran zerklüfteten Wänden, in denen sich größere und kleinere natürliche Nischen und Ausbuchtungen finden. Auch diese Höhle ist erhellt von Licht, das durch Spalten in der Decke fällt. An einer Seite ist die Wand bis zur Decke schwarz, und am Boden vor der dunkelsten Stelle liegt ein kleiner Kreis aus Steinen, an zwei Seiten flankiert von einer Astgabel – eine Feuerstelle! In einer kleinen Nische daneben findest du ordentlich aufgestapelt Äste, trockenes Buschwerk, und weitere Pflanzenteile, die du nicht näher zuordnen kannst, die aber eine trockene und holzige Konsistenz aufweisen.
    Überrascht über diesen so offensichtlich von Menschen hergerichteten Fund blickst du dich schnell noch einmal um, entdeckst in der Höhle aber niemanden. Wohl entdeckst du aber neben der Feuerstelle eine mit einem Kamelfell ausgelegte Schlafstätte, die dir allerdings keine Rückschlüsse darauf ermöglicht, wann sie zuletzt benutzt wurde. Kleidung oder gar Essensvorräte entdeckst du auf den ersten Blick keine.

  9. Der Anblick erfreut und erschreckt mich zugleich. Zwar ist das die perfekte Möglichkeit das Essen zuzubereiten (und den Bewohner dieses Domizils als Entschädigung einzuladen), jedoch ist mir meine unbeschwerte Nacktheit nun doch ein wenig unangenehm. Unbekleidet und mit einer vermutlich blutverschmierten Hand möchte ich jedenfalls niemandem hier begegnen. Deshalb raune ich dem Geparden, sofern er sich noch in Hörweite befindet, zu: “Warte hier, ich bin gleich zurück. Ich sammle nur eben meine Habseligkeiten zusammen. So mache ich also kehrt. Wo ich so zurück schaue überlege ich allerdings einen kurzen Augenblick, ob ich überhaupt noch genug Orientierung in diesem Labyrinth habe.

    Falls es also ohnehin nur einen Pfad gibt sollte ich den Rückweg wohl finden. Sollte es hier Abzweigungen geben muss der Pfad wirklich sehr einfach gestrickt sein, damit ich den Rückweg allein finde (Orientierung hätte um 9 erleichtert sein müssen, sofern eine Probe nötig ist). Vielleicht hilft auch hier ja ein etwas hilfloser Blick in Richtung Gepard.

    Meine weitere Planung wäre von der Feuerstelle Gebrauch zu machen. Feuerstein und Zunder habe ich ja nun, Waquiff auch. Meine Kleidung (und das Diadem??) sammle ich ein und bleibe aufmersksam, was der Gepard noch so gesammelt haben könnte. Zurück in der Lagerstatt möchte ich mich aber nicht besonders heimlich verhalten. Ich werde dort sogar mehrfach zum Gruße rufen, ehe ich mich ans Braten mache. Auf die Idee das Fell abzuziehen komme ich übrigens nicht. Ich habe bisher noch nie in meinem Leben selbst ein Stück Fleisch gebraten.

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