Auf neuen Wegen

„Satuaria sei’s gedankt, eine Straße!“ rufst du freudig aus, als du bei deiner Suche endlich fündig wirst.

Die ersten Tage verliefen genauso wie du es dir erhofft hattest: Das freundliche Praoisrund machte das Wandern beschaulich, die Einsamkeit des Waldes gab dir Gelegenheit deinen Gedanken nachzuhängen, die schlimmen Ereignisse hinter dir zu lassen und dich mit Eikiko auszutauschen.

Das Unbill der letzten Tage fiel alsbald zur Gänze von dir ab und du erlaubtest dir sogar ausgiebige Pausen, in denen du durch Lisannas Buch blättertest und dir weitere Buchstaben erschließen konntest.

Als dann dein Wunsch nach menschlicher Gesellschaft größer wurde schien gleichsam der Wald zu wachsen und dich nicht wieder freigeben zu wollen. So warst du dir irgendwann auch nicht mehr ganz sicher ob du eigentlich noch in einer bestimmten Richtung unterwegs warst oder begonnen hattest im Kreis zu laufen. Das was du in deiner guten Stimmung als Waldweg klassifiziert hattest, verdiente bei rechtem Hinsehen diese Bezeichnung eigentlich gar nicht und so war es wohl eher ein echtes „querfeldein“, dass du da in den letzten Tagen erwandert hattest.

Was du erst noch leichthin nahmst, breitete sich nach zwei Tagen der Suche wie ein dunkles Tuch über dir aus und du wurdest leicht panisch. Eikiko half so gut er konnte bei der Suche nach geeigneten Landmarken, doch offenbar hatte er sich von deinen Gefühlen anstecken lassen und wirkte ebenso beunruhigt.

Rückblickend musst du ein bisschen über dich selbst lachen. Vermutlich waren es Hirngespinste und Auswüchse deiner Fantasie, dass der Wald immer dichter und dunkler würde und du mehr und mehr von der Überzeugung erfüllt warst, der Wald wolle dich verschlingen.

Am Mittag des dritten Tages nach dem Beschluss eine Straße finden zu wollen, musstest du jedenfalls plötzlich sehr über dich selbst lachen. Was um der Mutter Willen machte dir eigentlich solche Sorgen? Und kaum gedacht, da tat sich vor dir auch schon der Wald auf gab eine ziemlich verwitterte, mitgenommene aber immerhin gepflasterte Straße frei.

„Das muss eine dieser von dem König des Mittelreiches erbauten Handelsstraßen sein. Na, wenn das die Straße eines Königs ist, dann bin ich mit den Feldwegen der Bauern auch ganz zufrieden, oder was meinst du Eikiko? Scheint dem Herren König jedenfalls nicht besonders wichtig zu sein, seine Straße. Mir erscheint sie trotzdem gerade wirklich fürstlich – auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob wir hier schnell auf Reisende tref … Was ist denn das?“

In deinem Redeschwall hattest du dich mitten auf die Straße gestellt und in beide Richtungen geschaut um die volle Pracht der Entdeckung in dich aufzunehmen und dich erst recht zu freuen. Juste fällt dir ein Gegenstand ins Auge, der dort herumliegt: Mitten auf dieser ramponierten Straße liegt eine kunstvoll gearbeitete Panflöte aus Holz. Als du näher herantrittst kommt dir plötzlich ein zusammenhangloser, wenngleich was beunruhigender Gedanke: Warum bist du eigentlich die letzten drei Tage nicht ein einziges Mal auf die Idee gekommen, dich auf deinen Stecken zu schwingen und ein Stück des Weges fliegend zurückzulegen?

Veröffentlicht von Meister

Die Mächte des Schicksals.

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9 Kommentare

  1. In der Tat, da wäre ich schneller voran gekommen und hätte mir längst einen besseren Überblick verschafft. Bevor ich das nachhole blicke ich noch einmal rechts und links die Straße entlang. Bin ich sicher allein, und unbeobachtet zu sein? Und sehe ich in eine der Richtungen Rauchsäulen oder andere Anzeichen für Siedlungen oder ein Gasthaus? Bevor ich mich dann ggf auf meinen Stecken schwinge, begutachte ich die Flöte noch aus der Nähe und entscheide (falls mir nicht irgendwas auffällt und falls ich keinen Besitzer ausmachen kann), sie mitzunehmen. [da ich keine Ahnung mehr habe, wo ich bin, wäre meine Idee, mit dem Stecken so hoch zu fliegen, bis ich irgendwo Gebäude erahne. Diese Richtung würde ich einschlagen, allerdings allenfalls ein kleines Stückchen in der Luft reisen – zu groß ist meine Sorge jetzt am Tag entdeckt zu werden. Lieber schnell wieder landen und dann zu Fuß weiter gehen. Das alles aber nur, wenn nicht schon längst anderes geschieht. ]

  2. In beiden Richtungen kannst du weit und breit niemanden sehen geschweige denn eine Siedlung erahnen. Du bekommst das Gefühl, dass die Straße hier vermutlich noch über Meilen durch das Niemandsland mäandert. Auch ist von einem vermeintlichen Besitzer dieses Instrumentes augenscheinlich nichts zu sehen.
    Du hebst das Stück auf. Die Panflöte ist fein gearbeitet und die einzelnen Segmente werden von einem feinen Zwirn zusammengehalten. Schmucklos zwar aber von kundiger Hand filigran gearbeitet.
    Einen kurzen Augenblick hast du den absurden Gedanken San möge gleich aus einem der Gebüsche springen. Vermisst du die Familie tatsächlich ein klein wenig? Du schüttelst den Gedanken ab und steckst die Flöte in deinen Beutel, bist du doch fest entschlossen diese zurückzugeben, solltest du auf der Weiterreise auf den Besitzer treffen.
    Dann schwingst du dich entschlossen auf deinen Stecken und startest deinen Erkundungsflug.

    Du staunst nicht schlecht als du an Höhe gewinnst: Von dem sanft wogenden nördlichen Hügelland in dem der Hof eingebettet war ist nichts mehr zu erahnen. Du bist umringt von Waldlandschaft. Westlich von dir nach Südwesten verlaufend kannst du im verblauenden Dunst hohe Berge ausmachen, die in der Sonne verräterisch rötlich leuchten.

    [Bitte einmal eine Probe auf Geographie und Orientierung würfeln, erleichtert um eine etwaige Ortskenntnis der nördlichen Länder rund um das Bornland und Festum.]

  3. Die Idee mit dem Stecken hätte mir wirklich schon früher kommen sollen, sage ich zu mir, denn hier oben behält man viel leichter den Überblick [Orientierung: alle 4TaP* und es hätte noch 2 mehr erschwert sein dürfen – über das Talent Geografie verfüge ich nicht, auch nicht über Ortskenntnisse – wohl aber über eine Geländekunde Wald, so sie mir denn hier oben etwas nutzt…]

  4. Das muss die rote Sichel sein überlegst du kurz und bist verwundert, dass du dich an dieses derekundige Detail erinnern kannst. Südlich wird der Blick von einem Gebirge beherrscht, welches von Ost nach West verläuft.
    „Tja Eikiko, damit ist der Weg wohl recht klar nach Südwesten durch diese majestätischen Berge begrenzt. Sieh dort in west-südwestlicher Richtung begrenzen die zwei Gebirge ein weite Passage.“

    Deine Orientierung ist wiederhergestellt – Satuaria sei’s gedankt. Dann warst du aber mit deiner Vermutung schon auf einer mittelreichischen Reichsstraße zu sein etwas zu optimistisch.

    Trotzdem ist dein Weg damit klar vorgezeichnet: Alles was du tun musst ist dieser Straße weiter zu folgen, dann dürftest du an der geeignetsten Stelle zwischen den zwei Gebirgen hindurchschlüpfen. Und an Pässen wohnen doch meist irgendwelche Menschen, die Profit daraus schlagen, dass Wanderer ebendort entlang müssen. Wenn du also diesem Weg folgst solltest du vielleicht auch bald auf Wanderer stoßen.

    Mit der Klarheit deiner Gedanken hier oben in der Luft bist du umso verwunderter über dein seltsames Gebaren dort im Wald. Man vergisst doch nicht einfach so seine Fähigkeit mit dem Stecken zu fliegen. So zerstreut bist selbst du nicht. Und auch die Panik, die kurzzeitig von dir Besitz ergriff will nicht recht als Ausrede reichen. Ob du wohl etwas verdorbenes gegessen hast, das dich hat halluzinieren lassen?

    Ein Stück weit folgst du fliegend der ‚Straße‘, doch dann wird es dir zu heikel falls der Besitzer der Flöte dort unten unter den Blättern unterwegs sein sollte und so wechselst du erneut auf Schusters Rappen.

    Hast du weitere Anmerkungen?

  5. Nachdenklich kraule ich Eikiko und genieße noch ein wenig, wie der Wind an meinem Haar zupft. Ich komme zu dem Schluss, dass was auch immer mich aus der Bahn geworfen hat, bestimmt verfliegt, wenn ich mir Gesellschaft suche. Alsdann – hinab. Ich floge also weiter zu Fuß der Straße und trete wacker aus. Wenn mir nach einer Pause ist, werde ich, außer ein paar Nüsse zu knabbern, noch einmal das Instrument hervorholen und probieren, ob ich ihm Töne entlocken kann. Ansonsten bleibt mir nichts, als dem Weg zu folgen und auf die nächste Begegnung zu hoffen.

  6. Ihr habt einen schönen Platz am Wegesrand für eine Rast gefunden und mümmelt beide ein paar Nüsse. Derweil ziehst du das Instrument hervor und wiegst es in Händen. Dann setzt du es an die Lippen und pfeifst drauflos. Es ist gar nicht so leicht einer Panflöte Töne zu entlocken, ist doch der Winkel in dem du zunächst hineinpustest viel zu steil. Nach etwas Probieren entlockst du dem Instrument dann aber doch ein paar melodische Klänge. Keine Melodie freilich (es sei denn du hast einen adäquaten Wert in Musizieren?!), aber dennoch wohlklingende Töne.

    Dein kleines Experiment hebt deine Laune weiter und ein wohliger Schauer läuft dir über den Rücken. Eikiko indes hat die Beschäftigung mit seiner letzten Nuss eingestellt und sich groß vor dir aufgebaut. Er scheint dich zu mustern und ein Gefühl von Überraschung und leichter Skepsis schwappt zu dir herüber.

    Ehe du die geistige Verbindung zu deinem Vertrauten jedoch intensivieren kannst, wirst du eines ganz anderen Geräusches Gewahr und abgelenkt: Kehlige Laute dringen an dein Ohr und lassen dich alarmiert aufspringen und genauer hinhören. Nein, das ist zwar kehlig, derb und tief aber so ganz anders als der Klang von den schwarzpelzigen Wegelagerern. Und jetzt wo du dich drauf konzentrierst und die Geräusche näher kommen stellst du überdies fest: Scheinbar singen da mehrere Personen in einer fremdartigen Sprache (welche Sprachen beherrscht du eigentlich und was wirst du tun?)

  7. (kein Wert in Musizieren) (an Sprachen spreche ich Garethi und etwas Thorwalsch)
    Kommen die Geräusche entlang der Straße näher? Oder aus einer anderen Richtung? Grundsätzlich ist Musik ja etwas vertrauenserweckendes, auch wenn mich der derbe tiefe Klang etwas ängstigt. Ich lasse die Flöte in meine Tasche gleiten und rücke ein Stückchen näher an den nächstgelegenen Busch – in der Hoffnung mich darin verbergen zu können, sollte ich nicht entdeckt werden wollen. Singen Soldaten auf der Wanderschaft? Wie viele Personen vermute ich grob? Sollte ich grund zu der Annahme haben es könnte sich um Weidenfellers Truppe handeln dann möchte ich mich verbergen. Ansonsten warte ich, getrost weiter Nüsse mümmelnd ab, wer da kommen möge.

  8. Das klingt nun nicht so sehr nach einer ganzen Bataillon Soldaten, höchstens eine Handvoll singender Gesellen kommt da entlang des Wegs dir entgegen. Auch klingt es zwar irgendwie dumpf dröhnend und auch kehlig, aber dem Gesang wohnt eine gewisse Freude inne. Auch rhythmisch empfindest du das Gehörte als recht beschwingt.
    Nein, keine Frage, Orks sind das nicht – und wenn es sich um Soldaten handelt, allerhöchstens fünf. Du verweilst also zunächst auf deinem Platz und spähst durch den lichten Wald um vielleicht auf dem sich schlängelnden Weg weiter hinten zu erkennen, wer das denn nun ist.

    Da blitzen erstmalig Schatten zwischen den Bäumen hervor. Wer auch immer da wandert und singt hat jedenfalls nicht die Absicht sich zu verbergen und ist definitiv auf der Straße unterwegs. Man kommt geradewegs in deine Richtung.

    Um deine Nervosität etwas zu überspielen mümmelst du weiter auf deinen Nüssen herum.

    Als sie näher heran sind (und ich vermutlich auch erspäht haben) erkennst du dann auch, um was für Wandersleute es sich hier handelt: Es sind drei Zwerge – Angroschim wie sie richtig heißen – die da singend in deine Richtung wandern. Alle drei sind dergestalt, wie du dir einen klassischen Zwerg auch vorstellen würdest: Gerüstet mit Kettenzeug, Arm- und Beinschienen und Helmen, so als zögen sie gleich in den Krieg.
    Demgegenüber tragen sie schwere, bis über ihre Köpfe beladene Rucksäcke an denen im Takt des Wanderns scheppernd Geschirr, Pfannen und sogar ein kleiner Topf hängen. Ihre Gesichter werden von langen, ergrauten und in kunstvollem Flechtwerk gelegten Bärten, beinahe versteckt. Einzig ihre rosigen Wangen, die Kartoffelnasen und buschigen Augenbrauen stechen noch hervor.

    Auffällig ist, dass zwei der Gesellen hintereinander wandern und eine lange, vergleichsweise schlanke Holzstange schultern. Der dritte geht von dir aus links von der Zweiergruppe. Du vermagst aus deiner menschlichen Perspektive überhaupt nicht zu sagen, ob die drei wohl miteinander verwandt sein mögen. Für dich sehen sie jedenfalls irgendwie alle drei gleich aus.
    Als sie beinahe heran sind ebbt ihr Gesang ab. Der allein laufende schenkt dir ein freundliches Lächeln und mit tiefem Bass dröhnt er ein: „Angrosch zum Gruße kleines Fräulein!“

  9. Schmunzelnd darüber, ausgerechnet von einem Zwerg als klein tituliert zu werden, springe eifrig ich auf meine Füße und richte mich zu meinen vollen 1,62 Schritt auf.
    „Auch euch einen guten und von Sumu höchstselbst gesegneten Tag, werte Herren! Welch interessantes Lied ihr da gesungen habt. Mein Name ist Mirya, ich verschnaufe hier gerade ein wenig vom Laufen. Darf ich euch vielleicht etwas von meinem Proviant anbieten – leider sind es allerdings nur ein paar Nüsse?
    Das Erscheinen von potentiellen Gesprächspartnern stimmt mich fröhlich und so tue ich mein möglichstes, sie freundlich in ein Gespräch zu verwickeln. Sollten sie nicht rasten wollen, werde ich mir kurzerhand mein Bündel schnappen und verkünden ich sei sowieso grad fertig mit der Pause. (oder kommen Sie aus der falschen Richtung?) Ob ich nun mit ihnen Laufe oder nicht – auf jeden Fall möchte ich sie, bevor wir uns trennen über die Gegend befragen, und ob meine Annahme richtig ist, auf diesem Pfad zwischen den Gebirgen passieren zu können.

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