[Wir halten es mit dem Rezept so: Die Probe wird so gewürftel. Wenn du weniger als 10 Punkte danebenliegst, darfst du das Rezept in jedem Fall lesen. Ist die Probe aber nicht gelungen, gilt die Differenz zum Gelingen als zusätzliche Koch-Erschwernis, bis du in der Lage bist, den Text wirklich zu lesen.]
Beorn schaut selbstzufrieden, als du auf deine galante Weise auf seine Begrüßungsrede reagierst. Als du dann Eikiko aus deiner Tasche herausholst, werden die Augen der Kinder ganz groß. Sie scharen sich eng um deine Tasche, aus der dein Vertrauter neugierig mit der Nase schnuppernd herausschaut und ein Kind nach dem anderen mustert. Die zwei Mädchen, die dir eben noch so schüchtern die Hand zur Begrüßung gereicht haben, tauen jetzt endlich ein wenig auf. Hitta, die jüngere der zwei, fragt: „Darf man es mal streicheln?“
„Aber natürlich, Eikiko ist das zahmste und klügste Eichhörnchen, das du dir vorstellen kannst.“ antwortest du aufmunternd. Die Mädchen strecken zaghaft ihre Hände aus, um Eikiko vorsichtig über den Rücken zu streicheln. Dara schaut ganz verzaubert, hat den Mund weit offen stehen und rührt sich gar nicht mehr.
Eikiko springt auf Hittas Handrücken und bahnt sich seinen Weg auf die Schulter. Dabei meckert und quiekt es fröhlich, alle Kinder lachen freudig.
„Das ist aber ein großes Eichhörnchen“ stellt Beorn mit einem schlecht zu deutenden Unterton fest.
„Es ist fast so groß, wie die Ratte, die du mal hattest, Beo!“ ergänzt Dara, die derweil Eikikos Untersuchung über sich ergehen lässt. „Er hatte mal so eine Ratte, aber Vater wollte die nicht im Haus …“
„Dara, sei still. Erstens geht das Niemanden was an und zweitens war es ein Frettchen und keine Ratte. Außerdem kann … konnte es Kunststückchen.“ ereifert sich Beorn.
„Oh, Eikiko kann besonders gut Sachen finden“ wirfst du ein, ehe die beiden zu streiten beginnen. „Los, sagt mir etwas, das Eikiko für euch finden soll!“
Du schaust dabei fragend in die Runde.
Beorn schaut etwas skeptisch und verschränkt die Arme vor der Brust. Die Mädchen beginnen zu kichern und Yolande blickt errötend beiseite. „Na los, versuch’s doch. Es braucht dir doch nicht peinlich zu sein“ drängt Hitta das ältere Mädchen. Aber Dara greift wieder einmal beherzt vorweg (und du merkst dir, Dara vielleicht nicht unbedingt in deine intimsten Geheimnisse einzuweihen): „Yolande hat von San einen Ring geschnitzt bekommen und den hat sie beim ausmisten verloren. Jetzt ist sie traurig drüber.“
„Es war ein sehr schöner Ring. Er war aus Holz geschnitzt und hatte eine Rose, die sich um den Ring geringelt hat.“ klagt jetzt Yolande, ermutigt durch ihre Geschwister.
Beorn verzieht missmutig das Gesicht und rollt mit den Augen.
„Das sollte doch ein Kinderspiel sein. Hast du das gehört, Eikiko? Wir suchen einen Ring aus Holz, fein geschnitzt und von kundiger Hand geformt.“
Bei „kundiger Hand“ lässt Beorn ein „phhffft“ durch die Zähne verlauten.
„Kannst du versuchen dieses kleine Geschenk für uns zu finden?“ Du lässt, während du die Bitte aussprichst, den Gedanken noch einmal deutlich in deinem Kopf entstehen und stellst dir vor, wie Eikiko einen hölzernen Ring unter einem Ballen Heu hervorzieht. Du versuchst dabei die Trauer über den Verlust des Ringes nachzufühlen und Eikiko dieses Gefühl zu übermitteln. Er hat dafür in seinem Spiel mit den Kindern aufgehört, die Ohren gespitzt und dich aufmerksam angeschaut. Nachdem du mit der Formulierung deiner Bitte fertig bist, springt Eikiko auf den Boden, schaut sich aufmerksam um und springt dann den Gang zwischen den Pferchen entlang. Von dort klettert dein Vertrauter blitzschnell an einem der Gatter empor und verschwindet aus dem Blickfeld. Die Kinder eilen, fasziniert von dem Geschehen, hinter Eikiko her und recken ihre Köpfe über das Gattertor. Beorn geht betont langsam und lässig als letzter hinter der Gruppe her, um sein scheinbares Desinteresse zu unterstreichen, reckt dann aber genauso neugierig den Hals. Offensichtlich sind San und er keine besonders guten Freunde. Auch du gehst langsam hinter der Gruppe her, zu Satuaria betend, Eikiko möge tatsächlich das Glück beschieden sein … geübt habt ihr ja eigentlich genug.
Doch da quiekt Eikiko auch schon aufgeregt. Den Kindern bleibt vor Erstaunen der Mund offen stehen. Schnell eilst du hinzu und zu deiner besonderen Freude hält Eikiko tatsächlich einen runden Gegenstand zwischen den Pfötchen. Schnell hüpft er über die Schweine in dem Pferch hinweg, auf das Gatter und von dort auf deine Schulter. Du nimmst ihm den Gegenstand ab. Tatsächlich handelt es sich dabei um einen zierlichen, aus Holz geschnitzten Ring, mit einer ¬– wie lebendig wirkenden ¬– Rose dran. Zwei Rosenblätter unterlegen die Blüte, auf denen du sogar die feine Maserung von Blättern erkennen kannst. Wie Yolande es beschrieben hatte, rankt sich von der Blüte ausgehend ein Ast um den Ring. Das ist das Werk eines Meisterhandwerkers! Fasziniert überreichst du den Ring der strahlenden Yolande und denkst an Eikiko gewandt „Mein treuer Gefährte, dafür hast du dir heute Abend aber eine große Extraportion Nüsse verdient.“
An die Kinder gewandt sagst du laut: „Aber nun haben wir über das höfische faselieren und diesen freudigen Fund ganz unsere Pflichten vergessen – das müssen wir wieder gutmachen. Auf Kiko, du striegelst dies edle Ross, und ich füttere es derweil, nicht wahr…“
Wie geplant zerzaust du dir auf dem Weg zum Pferd das Haar und setzt das Eichhörnchen auf dem Rücken des Pferdes ab. Wie in deinem Gedankenbild beginnt es mit seinem buschigen Schwanz über das Pferd zu streichen, so dass der Anschein entstehen mag, Eikiko würde das Pferd putzen. Die Kinder, die hinter dir her gelaufen sind lachen wieder köstlich über deinen Witz. Vor allem der kleine Brin scheint über deine Parodie seiner Person besonders erfreut zu sein und grinst dich so breit an, mit so weit geöffneten Augen, wie es wahrscheinlich nur Kinder können, dass dir ganz warm ums Herz wird.
Nachdem ihr noch ein wenig gemeinsam gelacht habt, geht es dann aber zurück an die tatsächliche Arbeit. Du hilfst wo du kannst, trägst Milchkannen hierhin und dorthin, verteilst Körner im Hühnerstall und hilfst Beorn den Stall des Pferdes auszumisten. Während du gemeinsam mit Yolande die Kuh zurück in ihren Stall bringst bietet sich endlich die Gelegenheit für ein kleines Zwiegespräch, auch wenn Dara dir am Rockzipfel hängt und du keine zu gefährliche Frage stellen solltest: „Ihr seid also alle Geschwister? Wie viele von euch gibt es denn? Draußen hatte ich doch noch mehr gesehen … und dieser San, der dir den Ring geschenkt hat, ist das auch euer Bruder?“
„Ach, i wo! Wir sind nicht alles Geschwister“ antwortet sie dir kopfschüttelnd. Dara wirft ein: „Beo, mein Bruder, ihh. Das geht doch nicht!“ und Yolande knüpft an: „Ich habe noch zwei Schwestern, Binja und Cala. Unsere Eltern sind Hanes Helfer und wir wohnen hier gemeinsam. Dara hat noch eine ganze Menge Geschwister, Hitta zum Beispiel und deren Zwillingsbruder Ugo. Beorn und Brin sind auch Geschwister, aber nicht Daras“ etwas leister ergänzt sie „aber ihre Eltern kenne ich nicht. Und San hat keine Geschwister …“
Yolande scheint noch etwas ergänzen zu wollen bricht dann aber ab. Dara zieht dich zu sich herunter und raunt dir zu: „San ist nicht ganz richtig im Kopf sagen alle.“
Du bekommst mit, dass Yolande Dara einen vielsagenden Blick zuwirft, die die Kleine zum verstummen bringt. Offensichtlich ist der seltsame Junge ein schwieriges Thema auf diesem Hof. „Und Großmutter ist auch noch da!“ ruft Dara erfreut aus. „Weißt du, sie heißt genau wie ich. Dara. Aber sie kommt nicht häufig aus ihrer Kammer, sie kann nicht mehr gut laufen und liegt viel im Bett. Aber sie kann schöne Geschichten erzählen, deshalb besuche ich sie manchmal. Aber …“ und dabei senkt sie wieder verschwörerisch die Stimme: „auf ihrem Schrank steht eine große Eule, der ist sehr unheimlich. Großmutter sagt, dass sie auf sie aufpasst und sie sei ganz lieb, aber ich glaub das manchmal nicht so.“ Yolande erklärt: „Das ist ein ausgestopfter Uhu, kein Echter, Mirya. Dara erzählt selbst auch schon Märchen!“ Dara grinst schelmisch.
Die Zeit ist wie im Fluge vergangen, als du mit deinen fünf neuen Freunden den Stall verlässt. So ganz hast du die Familienverhältnisse noch immer nicht verstanden, aber du konntest zumindest heraushören, dass auf dem Hof drei Familien leben. Hane mit seiner Frau Ethel und seine Kinder, deren älteste Tochter Arva mit ihrem Mann (wobei du dir nicht genau erklären kannst, wie Ethel eine Tochter von über 20 Götterläufen haben kann) und die Familie eines Knechts. Außerdem scheint es hier noch weitere Familienmitglieder zu geben, die du augenblicklich noch nicht zuordnen kannst. Über San schweigen sich die Kinder aus und auch Beorn und Brins Zugehörigkeit ist dir nicht ganz klar.
Fröhlich lachend überquerst du gemeinsam mit den Kindern den Hof. Dara hat dich fest an der Hand und fragt dich jetzt ihrerseits Löcher in den Bauch. Glücklicherweise fragt sie lauter belanglose Dinge, so dass es dir nicht besonders schwer fällt, das Gespräch zu führen. Du musst wenigstens nicht darauf achten, was du sagst …
Zwei Stunden später sitzen Lorian und du inmitten der riesigen Familie. Deine Fürsprecher hast du ja gefunden und auch Lorian hat offenbar Ethels und Hanes Vertrauen gewonnen.
Zunächst herrscht beim Abendessen ein buntes Durcheinander. Ethel, die zwei Mägde von heute Nachmittag und eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm, haben reichlich aufgetischt und es herrscht allgemeines Chaos. Kinder, die sich nicht benehmen, werden zurechtgewiesen, Essenswünsche werden geäußert und von überall her werdet ihr jetzt mit Fragen zu eurer Reise und eurer Person bombardiert. Ethel weist zwar allenthalben den ein oder anderen zurecht, euch zunächst in Ruhe Essen zu lassen, aber das hält die Neugier der vielen Kinder nur bedingt zurück.
Nur den seltsamen San scheint dieser Trouble unberührt zu lassen. Er schaut teilnahmslos und ohne jegliche Gefühlsregung auf sein Essen oder richtet seinen Blick auf denjenigen, der gerade das Wort führt. Von den Jungen ist er der einzige, der noch immer seine Wollmütze trägt, obwohl es in der Stube jetzt gemütlich warm ist. Sein Verhalten hat etwas irritierendes an sich, dass du nicht zu deuten vermagst und schon lange nicht in dafür geeignete Worte kleiden könntest. Deshalb verlagerst du deine Aufmerksamkeit auf andere Dinge: Du versuchst dir während des Essens ein Bild davon zu machen, wer wohl zu wem gehört und welcher Name, den du im Stall aufgeschnappt hast, zu welcher Person gehört. Allerdings scheiterst du auch daran kläglich.
Als der Abend voran schreitet sitzt die Familie gemütlich um das Feuer. Die kleine Dara hat sich einen Platz an deiner Seite gesichert und Beorn, der dich beim Abendessen noch hofiert hat, hängt jetzt an Lorians Rockzipfel. Unentwegt lässt er Fragen auf deinen Reisegefährten niederregnen, die etwas mit dessen Kriegerausbildung zu tun haben.
Insgesamt betrachtet haben sich die Mädchen mehr um dich geschart, die Jungen suchen eher Lorians Nähe. Ausnahme bildet auch hier wieder der junge San, der es sich auf einem Balken etwas abseits des Familienkreises gemütlich gemacht hat. Er kaut auf einem Halm herum und betrachtet dich beunruhigend analytisch, wieder ohne jegliche Gefühlsregung. Direkt auf dem Kaminsims hat die junge Familie Platz genommen, bei der es sich um Hanes Tochter Arva samt Mann und Kind handeln muss. Sie sehen sehr glücklich aus, wie sie sich da zusammengekuschelt haben.
Die anderen älteren Familienmitglieder, Hane und Ethel, die zwei Mägde und der Knecht Harad, Yolandes Vater, sitzen auf Stühlen. Ethel hat ihre Stickarbeit vom Nachmittag wieder aufgegriffen. Hane spielt leise auf einer Laute. Dies zwar nicht besonders gut, aber mit einer begeisterten Hingabe, die darüber durchaus hinwegzutrösten vermag. Dazu erzählt Lorian Geschichten. Sehr gestenreich schildert er eure gemeinsame Flucht aus Xanteles schwarzer Festung im Feenreich. Allerdings schmückt er sie gebührend aus und übertreibt den Ablauf der Ereignisse so sehr, dass du keine Angst zu haben brauchst, dass irgend jemand aus der Familie auch nur ein Wort der Erzählung glauben wird. Obwohl die Kinderaugen besonders groß werden, als Lorian behauptet, du seiest in Wirklichkeit eine verzauberte Fee.
Die kleineren Kinder sind in der Zwischenzeit alle eingeschlafen. Dara hat ihren Kopf im Schoße einer ihrer Schwestern gebettet und schlummert friedlich neben dir. San ist soeben (nachdem, Hane sich wieder einmal arg verspielt hatte) von seinem Balken gesprungen und hat eilig den Raum verlassen. Arva spricht leise flüsternd zu ihrem Mann und Ethel trägt eine Schüssel mit Brei die Treppe nach oben. Wenn du es richtig verstanden hast, will sie das Essen ihrer Schwiegermutter bringen. Beorn weicht nach wie vor keinen Finger von Lorians Seite, während er zärtlich den Kopf seines Bruders Brin streichelt, der in Beorns Schoß eingeschlafen ist.
[Zunächst einmal die Frage, ob du dich an der Abendgestaltung zu beteiligen gedenkst (eine entsprechende Probe auf ein geeignetes Talent und deren Ausgang wüsste ich dann gerne)? Es ist sicherlich neben Lorians Märchenstunde vieles denkbar …
Und was möchtest du in der zuletzt beschriebenen Situation tun? Wirst du San hinterher eilen, um endlich mehr über den seltsamen Jungen zu erfahren (würfle dann bitte auf dem Hof eine Sinnenschärfe-Probe + 3, Zauberei möglich!!)? Gesellst du dich zu der jungen Familie mit dem Baby (eine Charisma-Probe minus Erfolge aus deiner Abendgestaltungsprobe)? Folgst du Ethel, um vielleicht Dara die Ältere kennenzulernen? Möchtest du ein Wort mit Hanes ältestem Sohn Yann wechseln? Dann müsstest du allerdings eine Betören-Probe würfeln, bei deren misslingen, du ihn so verwirrt hast, dass kaum ein vernünftiges Gespräch zustande kommt. Im umgekehrten Fall heißt ein Gelingen, dass du deine Körpersprache zu zurückschrauben konntest, dass dem armen Jugendlichen nicht gleich die Hormone durchgehen …
Ansonsten könntest du dich noch zu der Runde um Lorian gesellen und weiter seinen Geschichten lauschen bzw. mit Beorn flirten.]
Da Lorian so im Geschichtenerzählen aufgeht, halte ich mich bei der Abendgestaltung zurück. Ab und zu mache ich kleiner oder größere Einwürfe zu seiner Geschichte, ohne ihm die Show zu stehlen, bzw. untermale seine Erzählung mit der passenden Gestik oder einer kurzen Pantomime – vielleicht spielen wir gemeinsam den Kampf mit dem Brückentroll nach oder ähnliches.
Wenn Ethel sich Richtung Großmutter Dara aufmacht, mache ich in der Tat Anstalten ihr zu folgen. Vielleicht kenne ich ja das ein oder andere Kraut, was die Gebrechen der Alten etwas lindern kann. „Lass mich mitkommen“ sage ich zu Ethel, „vielleicht gibt es ja etwas, was ich für deine Schwiegermutter tun kann – und wenn es nur eine Salbe gegen das Ziehen in den Händen oder so ist …“ Beim Betreten der Kammer, und sobald die Alte mich mustert, werde ich ihr ebenfalls tief in die Augen schauen, und mich auf eine eventuelle Geistesverwandtschaft konzentrieren (Hexenblick gelungen, 4 ZfP*), danach je nach Verlauf des Treffens würde ich mich bei der Alten, wenn sie nicht ganz abweisend ist, erkundigen, ob ich als Heilerin etwas für sie tun kann, wo sie schmerzen hat usw. und sie ggf. kurz untersuchen (eine Heilkunde Krankheit-Probe wäre mit 5 TaP* gelungen).